DIN 60825-1 Klassifizierung von Lasereinrichtungen

Alles zum Thema "sicherer Umgang mit Lasern", Gefahren, gesetzliche Vorschriften und Normen.

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kohÀrenzlÀngenfetischist
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DIN 60825-1 Klassifizierung von Lasereinrichtungen

Beitrag von kohĂ€renzlĂ€ngenfetischist » Mo 04 Jun, 2007 1:13 pm

Hallo,
kennt sich hier jemand mit der DIN 60825-1 (03-2007) aus?
Es geht um die GrĂ¶ĂŸe der scheinbaren Quelle (Achtung, nicht mit Divergenz verwechseln).
Bei der Einstufung in Klasse 2 muss die GrĂ¶ĂŸe der scheinbaren Quelle ermittelt werden.
Mit was fĂŒr einem Abstand wird hier gerechnet?
Gelten hier auch die 100mm :?:

WÀre schön wenn sich da jemand auskennt, denn je nach Berechnungsweise ist ein LasergerÀt noch Klasse 2 oder dann Klasse 3x.

Gruß Tommy

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ekkard
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Re: DIN 60825-1 Klassifizierung von Lasereinrichtungen

Beitrag von ekkard » Mo 04 Jun, 2007 9:03 pm

Hallo Tommy,
KohÀrenzlÀngenfetischist hat geschrieben:kennt sich hier jemand mit der DIN 60825-1 (03-2007) aus?
Ich denke, ich kann behilflich sein!
LASER:
Der Grenzwert der Laserklasse 2 lautet C6(alpha) in mW. Solange Du unter 1mW bleibst oder erreichst, kannst Du mit dem kleinsten C6-Wert rechnen. Dieser betrÀgt C6 = 1.
Kritisch wird es, wenn die Ausgangsleistung im Bereich bis 3 mW liegt. Manche Laserdioden weisen einen so großen Astigmatismus auf, dass die scheinbare Quelle zu einem C6-Faktor zwischen 1 und 3, in seltenen FĂ€llen bis zu C6 = 10 betragen kann.
Meiner Erfahrung nach sind die Werte ĂŒber 3 bei Lasern nur EinzelfĂ€lle und können nicht auf Serien(fertigung) ĂŒbertragen werden.

LED
Bei LEDn sind die C6-Werte erheblich grĂ¶ĂŸer zwischen 3 < C6 <30. Auch hier gilt: Die grĂ¶ĂŸeren Werte findet man nur in EinzelfĂ€llen.

C6 errechnet sich - vereinfachend ausgedrĂŒckt - aus dem mittleren Durchmesser der scheinbaren Quelle bezogen auf 0,15 mm. Ist dieser Quotient <1 wird C6=1 gesetzt. Ist der Quotient > 66, dann wird C6 = 66 gesetzt.

Die Norm macht die ganze Rechnung an dem Winkel fest, unter der man die scheinbare Quelle aus 100 mm Entfernung sieht. Der Bezugswinkel "alpha" ist 1,5 mrad, was einem Durchmesser von 0,15 mm in 100 mm Entfernung entspricht = (0,15mm/100mm)*1000 in mrad. Dies ist die allgemeinere Formulierung, die auch dann gilt, wenn sich die Strahltaille im Brennpunkt einer Linse befindet, und man den Durchmesser der scheinbaren Quelle (messtechnisch) nicht bestimmen kann.
Mit freundlichen GrĂŒĂŸen
Ekkard

kohÀrenzlÀngenfetischist
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100 mm?

Beitrag von kohĂ€renzlĂ€ngenfetischist » Mi 13 Jun, 2007 6:59 am

Hallo,
erst mal Danke fĂŒr eure Antworten.
Woher habt ihr die 100 mm?
In der Norm steht unter dem Punkt 3.9 grĂ¶ĂŸe der scheinbaren Quelle ≄100mm.
Laut der Norm gelten also 100 mm oder ein grĂ¶ĂŸerer Abstand (siehe auch Beiblatt 10 zu 60825-1, Artikel 10.2 (Ausgabe 09-2006)).

Ich arbeite mit gepulsten Lasersystemen.
Die Annahme dass C6 = 1 ist hilft mir leider nicht weiter, denn wenn ich mit 1 rechne setze ich mir engere Grenzwerte als vorgeschrieben und erreiche in einem Fall die Laserklasse 2 nicht mehr (mittlere Leistung ca. 650ÎŒW, Pulsleistung ca. 50mW, Pulsfrequenz ca. 2 MHz). Die Laserklasse 2 ist aber fĂŒr die Anwendung enorm wichtig.

Es hÀngt also alles an dem C6 Parameter.
Dieser ergibt sich aus alpa min und alpha max.
Genau diese Werte Àndern sich, wenn ich als Abstand nicht die 100 mm sondern z.B. 1000 mm annehme.

In der DIN EN 62471 (Normentwurf, Photobiologische Wirkung von Lampen und Lampensystemen) werden hier feste Werte angenommen. (0,0017 rad fĂŒr Bestrahlung kleiner 0,25s; 0,011 rad fĂŒr Bestrahlung > 0,25sek). Dieser Normentwurf gilt aber nur fĂŒr große Lichtquellen, ist also fĂŒr meine Anwendung unbrauchbar.

Lustig ist, dass ich dazu einen Spezialisten vom TÜV befragt habe, und der damit auch ĂŒberfragt ist. Laut seiner Meinung ist das nicht richtig formuliert. (Der nimmt normalerweise Laseranlagen ab...)
Zusammen mit Ihm habe ich die Frage welcher Abstand anzunehmen ist an das Normengremium gestellt.
Wenn ich da ne Antwort bekomme geb ich die Info weiter.

Gruß Tommy

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ekkard
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Re: 100 mm?

Beitrag von ekkard » Mi 13 Jun, 2007 9:11 am

KohÀrenzlÀngenfetischist hat geschrieben:Woher habt ihr die 100 mm?
Nr. 3.7 der Norm von 2003.
KohĂ€renzlĂ€ngenfetischist hat geschrieben:In der Norm steht unter dem Punkt 3.9 grĂ¶ĂŸe der scheinbaren Quelle ≄100mm.
Nein, Nr. 3.9 erlÀutert lediglich den Akkomodationsbereich des Auges.
KohĂ€renzlĂ€ngenfetischist hat geschrieben:Die Annahme dass C6 = 1 ist hilft mir leider nicht weiter, denn wenn ich mit 1 rechne setze ich mir engere Grenzwerte als vorgeschrieben und erreiche in einem Fall die Laserklasse 2 nicht mehr (mittlere Leistung ca. 650ÎŒW, Pulsleistung ca. 50mW, Pulsfrequenz ca. 2 MHz). Die Laserklasse 2 ist aber fĂŒr die Anwendung enorm wichtig.
Hast Du die Summation der Impulse innerhalb Ti beachtet? Wie hast Du den Quelldurchmesser bestimmt? Das hier sind ganz spezifische Fragen, die ich verbindlich so nicht beantworten kann. Wenn das wirklich wichtig ist, dann musst Du wohl oder ĂŒbel eine PrĂŒfstelle aufsuchen (z. B. bei uns in Köln, TÜV Rheinland – Tel. per PM).
KohÀrenzlÀngenfetischist hat geschrieben:Es hÀngt also alles an dem C6 Parameter. Dieser ergibt sich aus alpa min und alpha max.
Ja, C6 = alpha/alpha_max in den Grenzen 1 bis 66,7.
KohÀrenzlÀngenfetischist hat geschrieben:Genau diese Werte Àndern sich, wenn ich als Abstand nicht die 100 mm sondern z.B. 1000 mm annehme.
Dein Irrtum, s. o..
KohÀrenzlÀngenfetischist hat geschrieben:In der DIN EN 62471 

Diese(r) Norm (-entwurf) gilt hier nicht.
KohĂ€renzlĂ€ngenfetischist hat geschrieben:Lustig ist, dass ich dazu einen Spezialisten vom TÜV befragt habe, und der damit auch ĂŒberfragt ist. Laut seiner Meinung ist das nicht richtig formuliert. (Der nimmt normalerweise Laseranlagen ab...)
Lustig ist, dass ich davon nichts weiß - Name? Ich rufe den Kollegen an!
KohÀrenzlÀngenfetischist hat geschrieben:Zusammen mit Ihm habe ich die Frage welcher Abstand anzunehmen ist an das Normengremium gestellt.
Die Sache ist eigentlich klar! (Nr. 3.7 der Norm von 2003).
Mit freundlichen GrĂŒĂŸen
Ekkard

kohÀrenzlÀngenfetischist
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Erst ma Danke

Beitrag von kohĂ€renzlĂ€ngenfetischist » Mi 13 Jun, 2007 11:22 am

Hallo Ekkard,
ist ja schon fast unser privat Trööt :-).
Ich war mir wegen der 100mm nicht sicher, weil im Punkt 3.7 steht: "aber keinen geringeren Abstand als 100 mm" (fĂŒr die Betrachtung der MzB Werte)).
Im Abschnitt A3 (Anhang A) steht: " Die Winkelausdehnung alpha_min wird in einem Abstand nicht unter 100 mm von der scheinbaren Quelle gemessen.
Es sind also nirgends die 100mm festgeschrieben, es heißt immer minimal 100 mm.
Wenn mein Austrittsfenster z.B. 3,8 mm hat (voll ausgeleuchtete Blende) ergibt sich aus dem Quotient der GrĂ¶ĂŸe des Austrittsfensters und den 100 mm eine GrĂ¶ĂŸe der scheinbaren Quelle von 3,8 mrad.
Weil 3,8 > 1,5 ergibt sich C6 aus alpha/alpha_min (steht jedenfalls bei mir in der Norm) ==>C6 = 2,53.
Wenn ich jetzt z.B. mit 500 mm rechne wird alpha kleiner als 1,5 und somit C6=1.
Das hat kleiner Grenzwerte zur Folge, also hÀrtere Bedingungen.

Mit freundlichem Gruß
Thomas Kölle
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Re: Erst ma Danke

Beitrag von ekkard » Mi 13 Jun, 2007 11:54 am

KohĂ€renzlĂ€ngenfetischist hat geschrieben:Ich war mir wegen der 100mm nicht sicher, weil im Punkt 3.7 steht: "aber keinen geringeren Abstand als 100 mm" (fĂŒr die Betrachtung der MzB Werte)). ...
Ich empfehle, zunÀchst den ersten Satz von 3.7 zu lesen und die wenns und abers der SpezialfÀlle erst dann heran zu ziehen, wenn sich deren Notwendigkeit ergibt:
EN60825-1:2003 Nr. 3.7 hat geschrieben:Winkelausdehnung (α): Der Winkel unter dem die scheinbare Quelle von einem Raumpunkt aus erscheint. In dieser Norm wird die Winkelausdehnung fĂŒr Klassifizierungszwecke von einem Punkt in 100 mm Abstand von der scheinbaren Quelle aus bestimmt ...
KohÀrenzlÀngenfetischist hat geschrieben:Im Abschnitt A3 (Anhang A) steht: " Die Winkelausdehnung alpha_min wird in einem Abstand nicht unter 100 mm von der scheinbaren Quelle gemessen.
Korrekt. Ein kleinerer Messabstand kann sich fĂ€lschlich ergeben, wenn die scheinbare Quelle (z. B. ein Fokus) außerhalb der Sendeeinrichtung liegt. Verwendet man nun eine abbildende Optik, dann ergibt sich womöglich ein zu großer Wert fĂŒr alpha und mithin C6. Darauf muss man bei messtechnischer PrĂŒfung unbedingt achten. Das ist die eine Seite der Medaille. Die andere: Die scheinbare Quelle liegt im Inneren des Senders bis hin zu minus unendlich. In dem Falle kann der Messabstand viele Meter betragen, selbst wenn man auf der Austrittsapertur misst. Also ist der Abstand grĂ¶ĂŸer und darf verwendet werden (falls mir keine anderen Mittel zur VerfĂŒgung stehen sollten).
Noch ein Hinweis: C6 sollte immer abgerundet werden. Und es gilt noch ein "Kopplungsfaktor" in der GrĂ¶ĂŸenordnung 0,5*geometrische Abmessung bzw. alpha. Dies folgt aus der Bedingung, dass als SendeflĂ€che jene zu nehmen ist, durch die 67% = (1-1/e) der Leistung abgestrahlt werden.
Bei gaußschem Strahlprofil ergibt sich ca. 0,5.
Mit freundlichen GrĂŒĂŸen
Ekkard

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