seit ich denken kann, war ich von Lasern fasziniert und einer der großen Wünsche war immer ein Argon-Ionen-Laser.
Letztendlich musste ich 30 Jahre alt werden, um mir diesen Traum in Form eines ALC60B (ja, nicht 60X) samt 115 V Originalnetzteil zu erfüllen. Zusammen mit einem HP 5500C Interferometer, einem Spectra Physics 120S, einem Spectra Physics 162 Kopf ohne Röhre aber mit Littrow-Prisma) konnte ich bei 120 € nicht widerstehen

So, die schönen alten HeNe Laser zu testen ist ja keine große Sache, der ALC lag dann aber nochmals einige Zeit hier herum weil zum einen das Netzteil irgendwie verbastelt aussah und dafür keine Dokumentation aufzutreiben war.
Aus aktuellem Anlass kam er jetzt aber doch einmal auf den Tisch, um über sein Schicksal zu entscheiden.
Beobachtungen:
- Der Kopf hat ~5100 h auf dem Tacho und war etliche Jahre nicht in Betrieb.
- Das abenteuerliche 80er Jahre Netzteil wird über einen 1000 VA Spartrafo versorgt und hat außer einem 37-poligen Stecker keine Verbindung zur Außenwelt.
- Zwei Pins sind miteinander verlötet (maximaler Strom?), zwei per Kabel nach außen geführt (Interlock) und drei waren verdrillt und mit "Poti 100 Ohm" beschriftet (Sollwert für Strom- oder Leistung).
- Die verbundenen Pins und die für's Poti gehen über geschirmte Kabel an OP-Eingänge im Netzteil. Das sind also wohl wirklich Sollwerte für den Betrieb des Lasers.
- Es gibt dann noch einen Ausgang, der vom gleichen OP kommt, an den das Signal der Photodiode vom Kopf angeschlossen ist.
- Auf den ersten Blick konnte ich kein Signal für "Standby", "Idle" oder so ausfindig machen. Vielleicht gibt es das auch gar nicht.
Test:
Was soll's, einfach mal testen. Für die Zukunft: Wenn ein großes Schütz im Netzteil sitzt, das offensichtlich den Röhrenstrom führt, dann braucht man beim lauten Knall im Moment des Einschaltens nicht zusammenzucken

- Poti (noch unklar, ob für Strom oder Leistung) auf 50 % eingestellt.
- Die Einschaltsequenz wartet ca. 10 s bis die Kathodenheizung und die Lüfter im Kopf gestartet werden.
- Nach weiteren 20 s wird dann wohl die Boost- oder Anodenspannung angelegt (leichtes bläuliches Glimmen in der Röhre).
- Ein paar Sekunden später leuchtet die Neonlampe am Kopf und man hört die Zündimpulse. Die Röhre hat schon beim zweiten Puls gezündet!
- Erstes Argon-Licht meines Lebens bestaunt. Äußerst schwach und nicht nur blaulastig, sondern wirklich "nur" blau. Die erste Ordnung vom Beugungsgitter (blazed, 1400 l/mm) sollte bei der Entfernung zum aufgestellten Papier das volle Spektrum ca. 3 cm breit zeigen, zu sehen ist aber nur ein Punkt.
- Gaaaanz gemächlich hat der Laser seine Leistung gesteigert, aber bis auf das tiefe Blau war ihm nichts zu entlocken.
- Das vorsorglich am 50 mOhm Shunt (der sich beim ALC60B im Netzteil befindet) angeklemmte Multimeter hat gerade einmal 107 mV angezeigt, was knapp 2 A entspricht. Das ist wirklich wenig. Drehen am Poti zwischen 1/4 und 3/4 brachte gar keine Veränderung im Röhrenstrom.
- Anodenspannung lag bei ~105 V.
Also erst mal ist es natürlich großartig, dass der Laser überhaupt noch läuft und das Netzteil nicht abgebrannt ist. Aber 2 A? Komisch eigentlich , dass das Netzteil sich so weit runter regeln lässt. Würde aber erklären, warum das Spektrum so schmal und "blau" ist, oder?
Irgendwo im Netz habe ich mal gelesen, dass
Was zu tun ist:
- Den Anodenstrom auf 10 A bringen, um den Gasdruck der Röhre einzuschätzen und sie vielleicht auch mal etwas runter zu brennen.
- Nachlaufen der Lüfter wäre für längere Tests wichtig. Blöd, dass das Netzteil keine Standby-funktion zu haben scheint.
- Wenn das alles nicht hilft, steht hier auch noch ein "modernes" Uniphase Netzteil herum. Die sollen ja mit fast jedem kleinen Argon-Kopf laufen und sind ziemlich komfortabel zu bedienen und vor allem kleiner.
Viele Grüße,
Marco