sowas passiert, wenn Laserfreaks im Urlaub Langeweile haben.

Mich hat schon lange gewurmt, daß mein wassergekühlter roter Kryptonlaser (ein ALC 909-D) bei 14A immer ausgeht. Nun kann sowas ja an mangelhafter Kühlung (Verkalkung) liegen, und ich war sowieso neugierig wie die Ableger der ALC909-Baureihe von Innen aussehen. Also hab ich mich zu einer Generalüberholung entschieden und das Teil total zerlegt.
Die nackte Röhre. Deutlich zu sehen das dickere Kathodenende. Wassergekühlt ist übrigens nur der dünne Teil mit der Kapillare. Die Brewsterfenster sind vor grober Verschmutzung durch Hütchen aus Folie und Klebeband gesichert.
Kalkablagerungen habe ich übrigens keine nennenswerten gefunden.
Ein Wort zu BeO und Säuren: natürlich ist Berylliumoxid amphoter, d.h., es reagiert sowohl mit Säuren als auch mit Laugen. Allerdings liegt hier das BeO in keramischer Form vor. Je heißer die Keramik gebrannt wurde, umso beständiger ist sie gegen Säure. Abreiben mit Essig und hinterher Abspülen mit klarem Wasser stellt kein Problem dar. Mit konzentrierter Schwefelsäure würde ich das auch aus mehrererlei anderen Gründen lieber lassen.
Ein Blick in den Magneten. Der ist übrigens das Schwere an einem wassergekühlten Ionenlaser. Kalk- und Salzkrusten fanden sich hier an einigen Stellen, die ich mit Essig und einem Schwämmchen an einer langen Stange entfernt habe. Angesichts des Gewichtes fühlte ich mich wie bei der preußischen Armee zum Kanonenputzen abkommandiert.
Das Problem an dieser Stelle fand sich nicht im Kalk, sondern in Löchern in der Wand zwischen den Ablagerungen. Keine Ahnung, wie die da rein kommen, möglicherweise durch lokale Überhitzung und Kavitation. Der Kühlmantel ist noch nicht durch, aber alarmierend finde ich das schon. Jemand Erfahrung mit sowas?
Hier sind der Gewindering, die Keramikscheibe und die Gummidichtung schon wieder über das Kathodenende der Röhre geschoben. Auf diese Weise sieht man ganz gut, wie das von innen aufgebaut ist.
Da steckt die Röhre schon wieder im Magneten. Gut zu sehen, wie dünn der Spalt zwischen Röhrenwand und Magnet eigentlich ist.
Der Dichtungsring der Anodenseite wieder in Position...
...und der Keramikring darüber...
...und hier ist auch der Gewindering wieder eingeschraubt. Hier muß man schon genau auf die Orientierung von Röhre und Magnet zueinander achten, wenn man die Gewinderinge festzieht.
Erster Test natürlich: ist auch alles wasserdicht?
Ein Blick auf das Kathodenende. Man sieht hier gut, daß die Kathodenglocke nur luftgekühlt in dem Rohr hängt.
Da sind die Resonatorstäbe schon wieder in Position. Einölen schadet ihnen bei dieser Gelegenheit auch nicht, da sie mit der Zeit Flugrost angesetzt haben...
...und schließlich wartet nur noch der OC wieder auf seinen Einbau. Auch die Öffnung des Spiegelträgers ist hier zum Schutz vor groben Unfällen noch durch Klebefolie abgedeckt.
Die Schutzfolien schützen übrigens nur vor sehr großen Unfällen, z.B. fallenden Schrauben oder Kalkschlamm, der innen im Magneten abtropft. Feiner Staub findet trotzdem seinen Weg auf Spiegel und Brewsterfenster, deswegen ist an dieser Stelle eine komplette Optikreinigungs- Sitzung angesagt. Vorsicht auch beim Einbau der Spiegelträger: der Resonatorrahmen ist bei ALC-Modellen nicht so wahnsinnig geräumig. Es kann daher passieren, daß das Dichtungsgummi des Spiegelträgers beim schrägen Aufschieben über das Brewsterfenster wischt und eine schöne Dreckspur hinterläßt. Sowas kann einem den ganzen Tag versauen, weil das Schätzchen dann trotz perfekter Reflexion des Borelights in beiden Spiegeln absolut nicht lasern will. Und wer Murphy's Gesetz kennt, weiß auch, daß natürlich die optische Oberfläche, die man zuallerletzt kontrolliert, genau die mit dem Dreck drauf ist.
Jedenfalls lasert meine kleine jetzt wieder schön. Kalk war zwar nicht die Ursache des Problems (sie geht immer noch bei 14A aus), aber spannend war die Aktion trotzdem. Wenn es heute abend etwas dunkler wird, werde ich mal Leistung messen um zu sehen, ob das Putzen der Optik wenigstens was gebracht hat.
~medusa.