hubert hat geschrieben:
du beschreibst hier sehr Scön, wie man einen Steppermotor als 2Phasen Drehstrommotor betreibt, aber als Scanner er eben nicht so betrieben.
Daß hier keine Bremsspannung benutzt wird stimmt, aber jeder open Loop Scanner benötigt eine Rückstellkraft (auf definierte 0 Position)und die wird definitiv durch den Spulengleichstrom erzeugt.
Das ist schon klar. Das Problem ist aber, dass Neulinge durch Ausdrücke wie "Bremsspannung" und "Rückstellkraft" die Grundfunktion eines Schrittmotors sicherlich nicht verstehen. Natürlich wird durch eine festbestromte Phase eine Kraft erzeugt, die der zweiten Phase entgegenwirkt und somit einen "Bremseffekt" oder auch eine "Rückstellwirkung" hat.
Bevor aber die Diskussion weitergeht, muss man doch mal klarstellen:
ALLE elektromagnetische Motoren arbeiten prinzipiell gleich.
Da ein Galvanometer die einfachste Form eines Elektromotors darstellt, kann jeder Elektromotor (mit mehr oder weniger hohem Bastelaufwand) auch als Galvanometer fungieren und somit ein Scanner sein.
Ich kann mir einen Scanner aus einem Schrittmotor, Gleichstrommotor, Wechselstrommotor, BLDC-Motor, Synchronmotor, Drehstrommotor, Drehspulinstrument, Dreheiseninstrument und was-weiss-ich alles bauen. Alles eine Frage der Ansteuerung.
Hier werden eben Schrittmotoren genommen, weil sie einige Konstruktionsmerkmale aufweisen, die sich für Scanner gut eignen.
- Permanentmagnetmotoren haben eine relativ geringen Rotormasse und sind deshalb recht schnell.
- Die Polanzahl (Schrittauflösung) kommt dem gewünschten Scanwinkel sehr nahe.
- Keine Bürsten und Kollektoren
Dennoch bleibt es eben ein Schrittmotor, der auf ein Drehfeld optimiert wurde und nicht auf einen Galvanometerbetrieb.
Es handelt sich dabei beim "Scanbetrieb" nicht um eine grundlegend andere Betriebsart. Es wird lediglich ein kleiner Ausschnitt des Drehfeldes "nachgebildet".
Dabei wird der Idealverlauf des Drehfeldes ignoriert, also eine Phase auf einen konstanten Wert festgelegt.
Mit dem Effekt, dass sich der nötige "Galvo"strom nicht linear zur Auslenkung verhält. Daher malen die meisten MOTs anstatt einer Diagonalen ein "S".
Bei closedloop Betrieb kann man die Nichtlinearität ganz gut ausgleichen, da hier der Treiber den Strom anpasst.
Es bleibt aber das Problem, dass sich der mögliche Auslenkbereich auf einen Schritt beschränkt. In der Praxis heisst das 15 bis 18 Grad mechanisch. Außerdem sind viele billigen Stepper unregelmäßig magnetisiert. Dadurch liegt der "Nullpunkt" nicht in der Mitte 50/50, sondern z.B. bei 70/30 des Auslenkbereichs. Ein Grund, warum schon viele Ersatzbeschaffer von MOT1 gründlich auf die Schnauze gefallen sind.
Will man mit Schrittmotoren experimentieren, und eventuell mal mehr erreichen, als nur mit der 10 Jahre alten MOT-Ansteuerung, dann kommt man nur mit der Drehfeld-Denkweise weiter. Mit der Galvo-Denkweise nicht. So schaffte es z.B. der M6008 auf wundersame Weise, über 2 Schritte zu fahren und damit einen Scanwinkel von über 60 Grad..
@Hatschi: Danke
Joachim