vor einiger Zeit hat es geweihnachtet und da lag ein Päckchen ORWO HF 65 unter dem Baum.
Ich hatte es mir natürlich gewünscht (und bestellen musste ich es auch selber).
Auf der Suche nach einem Nachfolger für das wunderbare Agfa 8E75 bin ich irgendwann auf
der ORWO-Seite gelandet und soviel ich auch im Netz gesucht habe: es wird wohl von den
Hobbyisten wenig benutzt, es gibt so gut wie keine Erfahrungsberichte damit.
Egal. Ich habe im Spätsommer letzten Jahres einfach mal dort angerufen und nach dem Preis gefragt.
Leider gab es zu der Zeit nur diese riesigen 50x60cm²-Lappen. Das hat sich wohl kurz vor der
Adventszeit geändert, denn ich erhielt eine E-Mail mit folgenden Angaben:
Der HF65 ist z.Z. nur in den Blattformaten
30cm x 40cm (Packungsgröße 5 Blatt),
20,3cm x 25,4cm (Packungsgröße 50 Blatt)
10cm x 13cm (Packungsgröße 25 Blatt oder 5 Blatt)
in begrenzter Zahl vorrätig.
Aha, dachte ich, das ist schon handlicher. Also mal los.
Beim Auspacken in der DuKa bemerkte ich dreierlei:
- Jedes Filmchen ist vom nächsten durch ein Blatt Seidenpapier getrennt!
- Das Material fühlt sich nur etwa halb so dick an wie Agfa.
- Es fehlt der Markierungs-Cut für die Schichtseite.
Also entweder die Lippenprobe machen oder darauf vertrauen, dass die
nach innen gewölbte Seite die Schichtseite ist. (Ist so)
Die ersten Versuche mit meiner bewährten Agfa-Chemie waren voll für den Treteimer.
Eine Belichtungsreihe schien zu zeigen, dass Agfa bis zu 10 mal lichtempfindlicher ist!
Ein Blick auf die beigelegten Verarbeitungshinweise machte mich nachdenklich, denn
Orwo besteht auf die Verwendung von SM-6-Entwickler und PBU-Amidol-Bleiche.
Phenidon-Entwickler sind unter Photographen (die mit der Dunkelkammer, daher mit ph

als Brutalo-Pusher. Man kann damit die Filmempfindlichkeit auf das 8-fache (3 Blenden!)
erhöhen.
Das gibt's aber nicht bei Orwo, sondern bei Topag oder Geola.
Letztere liefern ein paar Euro billiger, also dort bestellt.
Im HoloWiki findet man einen prima Hinweis, wie man den Entwickler in zwei Teil-Lösungen ansetzt,
die deutlich länger haltbar sind als der komplett angesetzte SM-6, welcher nur ein paar Stunden lebt.
Besonders wenn er mal Silber gerochen hat. Das nennt man wohl autokatalytische Zersetzung.
Achso, noch ein Tipp zum Ansetzen des Entwicklers: Phenidon in Wasser zu lösen ist Strafarbeit.
Entweder muss man ziemlich heißes Wasser nehmen, aber besser ist es, das Phenidon in 2-5cm³
Glycerin oder Ethanol zu lösen und erst dann ins Wasser zu geben. Ethylenglycol geht wohl auch.
Und bitte Vorsicht mit Teil II (enthält NaOH, also Ätznatron). Davon sollte aber auch auf gar keinem
Fall etwas in die Augen geraten! Das gibt unwiederrufliche Hornhauttrübung!
So, Suppen angesetzt, ein kleiner Aufbau und los gings, erstmal mit 25 Sekunden Belichtungszeit.
(achja: ich habe jetzt einen 16 mW HeNe, der Weihnachtsmann war so freundlich)
Und siehe da: es war ein Hologramm zu sehen. Das ist der Aufbau mit einem Hilfsstrahl zur zusätzlichen Objektbeleuchtung.
Das Hologramm im Sonnenlicht.
Es lässt sich prima im HeNe-Licht rekonstruieren. (Ja wler, es ist ein HF-Richtkoppler

Den schönen Shift, den ich mit meiner ReHalo-Mischung bei Agfa hinbekommen habe, bekommt man bei
Orwo leider so einfach nicht hin. Mit meiner HCl/H2O2-Bleiche wird das Bild deutlich flauer und der Shift
ist gering. Da muss ich wohl nochmal experimentieren, wenn ich Vorquellen vermeiden möchte.
Mein Fazit für heute:
Das Orwo HF-65 ist ein passabler Ersatz für Agfa 8E75, wenn man die teurere Chemie in Kauf nimmt und die
etwa halbe bis ein Drittel der Lichtempfindlichkeit. Auch ist der Träger deutlich dünner und die Emulsion
in feuchtem Zustand viel kratzempfindlicher als bei Agfa.
Aber Preis/Leistung scheinen zu stimmen und Vorräte scheints auch genug zu geben.
Ich hoffe, die Tipps helfen dem einen oder anderen verzweifelten Agfa-Jünger über den Verbrauch der
letzten überlagerten Filme hinweg.
Demnächst werde ich berichten, wie man mit dem 635nm-Aixiz die Belichtungszeit nochmal ordentlich reduzieren kann.
Viele Grüße
Jörg