Erstes Licht

Alles rund um die Holographie.

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Groi
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Erstes Licht

Post by Groi » Sun 30 Jun, 2013 4:22 pm

Hallo zusammen,
seit einiger Zeit lese ich hier schon sehr interessiert mit.
Ich heiße Jörg, bin Jahrgang 60 und wohne in Bergisch Gladbach nahe Köln.
Mein erstes Hologramm habe ich 1988 in der Kölner Uni aufgenommen -
unter Anleitung von Peter Heiß, der mit der Holographie-Fibel.
Dann habe ich mir den ELV HeNe-Laserbausatz gekauft und zusammengebastelt,
weil ich mal selber Hologramme machen wollte. Eine Farbdunkelkammer hatte
ich damals schon gute 10 Jahre in Betrieb und langsam wurde es langweilig ;-)
Aber irgendwie ist immer etwas dazwischengekommen und der HeNe hat seit
2 Umzügen im Pappkarton gelegen. Bis ich per Zufall auf dieses Forum gestoßen
bin.
Als ich dann auch noch auf Juniors "Waschküchenholographie" gestoßen bin gab's kein Halten mehr.
Ich fing an die nötigen Teile wie Optik, Pinhole, Filmhalter und Objekthalter zu basteln.
Dann stieß ich auch noch auf einen Sonderposten uralter Agfa 8E75 bei Ebay.
Etwas betagter Entwickler lag auch noch hier im Karton und los gings.
Nach rund 10 Fehlversuchen war endlich mal irgendwas auf dem Film.
Und heute habe ich sogar das Objekt wiedererkennen können:
Image

Ein einfaches Denisjuk-Setup mit einem ollen Melles-Griot, weil ich den guten alten ELV per Fuß-mit-Kabel-Verhedderer
vom Tisch katapultiert habe. Dabei ist die Kapillare in der Röhre abgebrochen. Ich könnte heulen.
Und der Rest des Aufbaus ist so simpel wie möglich, weil alles andere zu doll gewackelt hat.
Eine CD-Rom-Linse, ein Pinhole aus 150g/m² Hochglanzkarton, ein paar schwere Stahlwinkel, etwas
Fensterglas und ein paar Wäscheklammern. Danke nochmal Junior für den Tip!
Das ganze ruht auf einem Sideboard, welches direkt auf dem Kellerboden steht.
Eine Lage Korktapete, eine VA-Stahlplatte und eine 3mm Dachdeckergummifolie als Grundfläche
und ein Michelson-Interferrometer hat nach wenigen Sekunden nicht mehr gemeckert.
So sieht's aus:
Image
Image
Der schwarze Bommel hängt an der Decke und ist mein manuell bedienter Shutter...
Image
Tja, ich brauche wohl doch mehr Wäscheklammern als andere...

Vielen Dank allen Forum-Schreibern für unzählige gute Tipps! Ohne Euch wäre die Fehlersuche im Nirwana geendet.
Jetzt gibts einen neuen Hologrammhungrigen mehr!
Ich freue mich auf viele Licht-Experimente, Setups und chemische Experimente ( da bin ich von Fach ;- )
Viele Grüße

Jörg aka Groi
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Re: Erstes Licht

Post by fesix » Sun 30 Jun, 2013 4:36 pm

Hätte nicht gedacht dass man mit so einem EInfachen Setup brauchbare Hologramme herstellen kann :)

Hab noch einen großen 25mW HeNe, damit wollt ich auch immer mal Hologramme machen, aber in meiner Wackligen Bude im 4. Stock geht sowas vermutlich absolut gar nicht, macht im Erdgeschoss einer die Tür ein wenig Feste zu und der Boden vibriert :roll:

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Re: Erstes Licht

Post by Groi » Sun 30 Jun, 2013 5:05 pm

Ja Fesix,
im Keller wackelt der Boden nicht, da brauche ich keine Vibrationen wegzudämpfen.
Ein Eichentisch mit Sandkiste war zu wackelig, deswegen bin ich auf das Sideboard gegangen.
Für die allerersten kleinen Versuche reicht das.
Danke für Deine Antwort und viele Grüße

Jörg
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Re: Erstes Licht

Post by holomann » Sun 30 Jun, 2013 8:03 pm

Willkommen im Forum, Jörg.
So ähnlich habe ich 1983 auch angefangen, wenngleich ich da schon eine Sandbox von 2*1 Meter hatte.
Aber das Ergebnis zählt und das ist Dir gut gelungen.
Das ewig lautende Motte sollte sein "keep it sweet and simple"

Gruss

Wolfgang

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Re: Erstes Licht

Post by Groi » Sun 30 Jun, 2013 8:18 pm

Hallo Wolfgang "holomann",
danke für das freundliche Willkommen!
Ja, ich habe am Anfang dazu geneigt, alles viel zu kompliziert zu machen.
Dann weiss man beim ersten Schuss überhaupt nicht, wo man mit der Fehlersuche anfangen soll.
Als abschreckendes Beispiel meine optische Mini-Bank, welche für einfache Projektionen
wunderbar funktioniert (s.u.). Aber Hologramme damit? Keine Chance! Das sind alles wunderbare gekoppelte Pendel,
die sich gegenseitig rauf- und wieder runterschaukeln.
Aber wie vernünftige optische Reiter mit Dreipunktauflage aussehen müssen, weisst Du ja ;-)
Ich hoffe, wir können noch viel über Möglichkeiten und Unmöglichkeiten der Holographie diskutieren!
Viele Grüße

Jörg

P.S.: Ich habe die teuflische Dichromatbleiche erfolgreich durch ein HCl/H2O2/NaCL/H2O-Gemisch ersetzt!
Es gibt sogar eine leichte Gelbverschiebung beim Agfamaterial! Rezept gibt's nach Optimierung desselbigen hier...
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Re: Erstes Licht

Post by holomann » Sun 30 Jun, 2013 8:32 pm

Hallo Jörg, die optische Bank sieht wirklich abenteuerlich aus - und Finger weg von der Kaliumdichromatbleiche...es lohnt sich für kein Hologramm auf der Welt,
seine Gesundheit dafür zu riskieren...

Viel Erfolg weiterhin


Wolfgang

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Re: Erstes Licht

Post by Groi » Mon 01 Jul, 2013 10:33 am

Das musste ich dann doch noch schnell probieren.
Also es ist nur ein Probeschuss auf 8E75 mit dem einfachsten Reflektionsaufbau.
Ein Taschenspiegel musste für die zweite Objektbeleuchtung herhalten.
Entwickelt mit Ultrafin, fixiert mit Agfa-Schnellfixierbad, gebleicht mit verdünntem
Salzsäure/Perhydrol-Gemisch.
Vorsicht!
Die Bleiche ist zwar ungiftiger als Dichromat in Schwefelsäure, aber beim Ansetzen muss man ein paar Dinge beachten.
Ich werde es später, wenn ich ein optimales Gemisch habe, hier veröffentlichen.

Aber hier ist erstmal ein Glaspferd mit Hundepfeife.
Holographien zu fotographieren ist mir immer noch ein Rätsel.
Das muss ich wohl auch üben.
Viele Grüße

Jörg

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Re: Erstes Licht

Post by holomann » Mon 01 Jul, 2013 10:43 am

Hallo Jörg, Glückwunsch zu Deinem Ergebnis...Wenn es ein Reflektionshologramm ist, dann kannst Du mit entsprechender Chemie die Farbe noch Richtung
gelb puschen, das ist vorteilhafter, weil das Auge die gelbe Farbe heller wahrnimmt als rot und das Hologramm dadurch heller wirkt.

Aber auch hier gilt learning by doing...

Viel Glück bei den nächsten "Shot's"

Wolfgang

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Re: Erstes Licht

Post by Groi » Mon 01 Jul, 2013 11:12 am

Hallo Wolfgang,
das Pferdchen war ein Transmissionshologramm! (Entschuldigung, ich verwechsle immer noch die Begriffe...)
Ich wollte doch mal schauen, ob die wirklich heller wirken wie Du in der Zauberflöte beschrieben hast.
Und schon habe ich neue Fragen:
- Kann man Transmissionshologramme auch in der Farbe verschieben?
- Sollte man das lassen, wenn man H2 davon anfertigen will?
- Darf man im Filmhalter "Anti-Newton-Glas" verwenden?
Und gibt es gute, kleine Filmhalter vielleicht mit vernünftig handhabbarer Klapptechnik fertig zu kaufen?
Holographie scheint mindestens doppelt so viele Fragen wie Antworten zu produzieren ;-)
Danke für Deine freundliche Hilfe und viele Grüße

Jörg
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Re: Erstes Licht

Post by holomann » Mon 01 Jul, 2013 11:32 am

Hi Jörg,

Transmissionsholos sind für die normale Präsentation ja eher ungeeignet, weil sie im Regelfall
mit der gleichen Wellenlänge rekonstruiert werden müssen, mit der sie aufgenommen wurden.
Wer hat schon immer gleich einen Laser parat, um seine Hologramme jederzeit zu betrachten.
Die Transholos eignen sich gut als Masterholos, um dann später davon Bildebenen Hologramme
(Reflektionsholos) zu machen, DEREN Farbe du auf verschiedene Art und Weise (Vorquellen, Wahl
der Chemie etc.) beeinflussen kannst.
Ich würde die Transmissionsholos so lassen und immer als "Negativ" oder Master verwenden..
oder quasi als Sicherungskopie für spätere Reflexholos.
Mit Anti-Newton Glas habe ich keine Erfahrung. Ich benutze Normalglas als Plattenhalter für
den Film.
Allerdings rate ich Dir von jeglichen Taschenspiegeln etc. ab...denn in der Holographie müssen
Reflexe vermieden werden und da taugen NUR Oberflächenplanspiegel oder Oberflächenhohlspiegel,
für Objektausleuchtung und Referenzstrahlumlenkung, um gute Ergebnisse zu produzieren.
Filmhalter kannst Du auch selber machen, in dem Du für die Unterseite eine Schiene mit 2 Schrauben
auf einen stabilen Holzklotz montierst, die Glasscheiben darin fixierst und oben vorsichtig mit 2
Wäscheklammern zusammenhältst.
Genügen Setzzeit einräumen und fertig.

By the way...was macht ein Glaspferd mit einer Hundepfeife?

Gruss
Wolfgang

PS. auch hier gebührt wieder Dank an meinen Freund, der mich mit Rat und Tat unterstützt hat.

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Re: Erstes Licht

Post by holo53 » Wed 03 Jul, 2013 11:00 am

Groi wrote: Ich habe die teuflische Dichromatbleiche erfolgreich durch ein HCl/H2O2/NaCL/H2O-Gemisch ersetzt!
Es gibt sogar eine leichte Gelbverschiebung beim Agfamaterial! Rezept gibt's nach Optimierung desselbigen hier...

Klingt nach einem interessanten Rehalo-Bleicher!
Ein paar Dinge fallen mir dazu ein:
Dass in der gebleichten Schicht Silberchlorid erzeugt wird, ist grundsätzlich eher ungünstig, weil mit Silberchlorid ein niedrigerer Beugungswirkungsgrad erzeugt wird (Brechungsindex), als mit Silberbromid. Silberchlorid hat im Vergleich zu Silberbromid und Silberjodid noch den weiteren Nachteil, weniger lichtstabil zu sein.
Beide Schwachpunkte liessen sich mit einem Kaliumbromid-Bad korrigieren. Zwei Minuten in einer 100g/L-Lösung sollten ausreichen, das Silberchlorid in Silberbromid umzuwandeln.

Wenn Du nach dem Bleichvorgang eine (von Dir zwar willkommene) Gelbverschiebung feststellst, beschreibst Du eigentlich einen gewissen Verlust an "Material" (weil die Schicht nach der Verarbeitung offenbar dünner ist als während der Belichtung) . Das könnte durch Lösung eines Teils des Silberhalogenids geschehen sein oder aber auch infolge direkter Schädigung der Gelatine. Beide, Wasserstoffperoxid und Salzsäure, können die Gelatine angreifen.

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Re: Erstes Licht

Post by Groi » Wed 03 Jul, 2013 3:44 pm

Hallo Martin,
da musst Du was falsch abgespeichert haben.
Die Bindungsenergien der Silberhalogenide sind:
AgF -48,9kcal/mol
AgCl -30,37 kcal/mol
AgBr -23,99 kcal/mol
AgJ -14,78 kcal/mol
Daraus folgert unschwer, dass die höheren Halogenide lichtempfindlicher sind, weil das Licht weniger Energie mitbringen
muss um die Bindung homolytisch zu spalten. (Verständnisfrage: was passiert mit dem Halogenradikal in der Fotoschicht?)
Fotographische Filme enthalten deutlich mehr Silberbromid als Silberchlorid, eben weil dieses lichtempfindlicher ist.
Woher das anders lautende Gerücht kommt, kann ich nicht nachvollziehen.
Allerdings hast Du recht, dass die Löslichkeit von AgCl höher ist als die von AgBr. (L[AgCl]=1,7*10e-10 Mol/l, L[AgBr]= 5*10e-13)
Aus den o.a. Zahlen kannst Du entnehmen, wieviele Tonnen reinsten Wassers Du brauchst, um Dein Filmplättchen silberhalogenidfrei zu waschen.
Zum Auflösen der Silberhalogenide, vulgo fixieren, bildet man daher leicht lösliche Komplexe, wie [Ag(S2O3)2]3- oder [Ag(CN)2]-, welche
um den Faktor 10 Milliarden mal besser löslich sind.
Der Brechungsindex von AgBr liegt allerdings tatsächlich um 10% höher als der vom Chlorid. 2,31 : 2,07 (beides @ 10µ)

Zum Schrumpfen der Gelatine:
Was meinst Du eigentlich, was schwefelsaures Dichromat mit Gelatine macht?
Die Biologen sagen dazu "denaturieren". Das gleiche passiert mit meiner Mischung in deutlich geringerem Umfang,
u.a. weil ich mit verdünnten (!) Lösungen arbeite.

So, genug kluggeschi**en für heute.

Achso. Zum Nachlesen empfehle ich:
- Ullmanns Enzyklopädie der Technischen Chemie, Kapitel "Photographie", Chemie fotographischer Prozesse,
- Holleman-Wiberg, Lehrbuch der Anorganischen Chemie, Kapitel 20, Silber,
- CRC Handbook of Chemistry and Physics, für diverse Tabellen,
- Werner Wunderlich, Finessen im Fotolabor, sehr gute und erprobte Rezepte für alle Fotofreunde.
Das sollte für ein paar Tage reichen.

Viele Grüße

Jörg
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Re: Erstes Licht

Post by holo53 » Thu 04 Jul, 2013 9:07 am

Groi wrote:Hallo Martin,
da musst Du was falsch abgespeichert haben.
Die Bindungsenergien der Silberhalogenide sind:
AgF -48,9kcal/mol
AgCl -30,37 kcal/mol
AgBr -23,99 kcal/mol
AgJ -14,78 kcal/mol
Daraus folgert unschwer, dass die höheren Halogenide lichtempfindlicher sind, weil das Licht weniger Energie mitbringen
muss um die Bindung homolytisch zu spalten. (Verständnisfrage: was passiert mit dem Halogenradikal in der Fotoschicht?)
Fotographische Filme enthalten deutlich mehr Silberbromid als Silberchlorid, eben weil dieses lichtempfindlicher ist.
Woher das anders lautende Gerücht kommt, kann ich nicht nachvollziehen.
Allerdings hast Du recht, dass die Löslichkeit von AgCl höher ist als die von AgBr. (L[AgCl]=1,7*10e-10 Mol/l, L[AgBr]= 5*10e-13)
Aus den o.a. Zahlen kannst Du entnehmen, wieviele Tonnen reinsten Wassers Du brauchst, um Dein Filmplättchen silberhalogenidfrei zu waschen.
Zum Auflösen der Silberhalogenide, vulgo fixieren, bildet man daher leicht lösliche Komplexe, wie [Ag(S2O3)2]3- oder [Ag(CN)2]-, welche
um den Faktor 10 Milliarden mal besser löslich sind.
Der Brechungsindex von AgBr liegt allerdings tatsächlich um 10% höher als der vom Chlorid. 2,31 : 2,07 (beides @ 10µ)
Danke. Anscheinend liegt hier ein Missverständnis vor.
Eigentlich dachte ich nicht an die ursprünglichen Silberhalogenide in Deiner Schicht VOR der Aufnahme (d.h. AgBr + ein bisschen AgI).
Dass Silberbromid empfindlicher ist als Silberchlorid, habe ich bei meinen selbstgebastelten AgX-Lippmann-Emulsionen zur Genüge feststellen können.
Vielmehr ging ich davon aus, dass mit Deinem speziellen Bleicher am Ende des Bleichvorgangs hauptsächlich Silberchlorid in Deiner Schicht hast. Wie bereits erwähnt, ist Silberchlorid zur Modulation der holographischen Schicht nicht optimal - Du kannst das, was die Theorie anbelangt, detailliert etwa im Buch von Bjelkhagen nachlesen.
Nach über dreissig Jahren Herumschlagen mit allerlei möglichen und unmöglichen holographischen Bleicherrezepten habe ich gelernt, dass AgBr zu besseren Resultaten führt als AgCl: das bezieht sich sowohl auf den Beugungswirkungsgrad, als auch auf die Lichtstabilität der Hologramme.

Zum Schrumpfen der Gelatine:
Was meinst Du eigentlich, was schwefelsaures Dichromat mit Gelatine macht?
Na ja, zumindest holographisch gesehen, passiert eigentlich nicht so sehr viel:
bei Silberhalognidmaterialien, die mit einem Rehalo-Dichromatbleicher verarbeitet werden, kommst Du normalerweise auf die gleiche Rekonstruktions-Wellenlänge wie während der Aufnahme. Es gibt also keinen Verlust an “Material”.

Die Biologen sagen dazu "denaturieren". Das gleiche passiert mit meiner Mischung in deutlich geringerem Umfang,
u.a. weil ich mit verdünnten (!) Lösungen arbeite.
OK. Da Du aber eine gelbe Farbe bei der Rekonstruktion erhältst, muss die Schicht etwas geschrumpft sein – richtig?

Achso. Zum Nachlesen empfehle ich:
- Ullmanns Enzyklopädie der Technischen Chemie, Kapitel "Photographie", Chemie fotographischer Prozesse,
- Holleman-Wiberg, Lehrbuch der Anorganischen Chemie, Kapitel 20, Silber,
- CRC Handbook of Chemistry and Physics, für diverse Tabellen,
- Werner Wunderlich, Finessen im Fotolabor, sehr gute und erprobte Rezepte für alle Fotofreunde.
Das sollte für ein paar Tage reichen.
Neben den zahlreichen SPIE-Publikationen (hauptsächlich Practical Holography, Display Holography und Holographic Materials) würde ich noch folgende Bücher empfehlen:
- Frieser, Grundlagen der photographischen Prozesse mit Silberhalogeniden, Ffm. 1968,
- Graham Saxby, Practical Holography, Third Edition, 2004,
- Hans Bjelkhagen, Silver Halide Recording Materials, 1993

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Re: Erstes Licht

Post by Groi » Thu 04 Jul, 2013 11:47 am

Hallo Martin,
danke für den Hinweis auf G. Saxby, den kannte ich noch nicht, aber ich bin ja auch Holographie-Anfänger ;-)
Und entschuldige bitte das Missverständnis.

Na, die Gelbverschiebung ist laut Spektroskop nicht einheitlich (hätte mich auch gewundert),
sondern über einen Bereich von ~50nm verschmiert mit dem Zentrum etwa bei 615 - 620nm.
Rekonstruktion mit 632,8 ist also noch gut möglich, aber im Sonnenlicht sieht es etwas
heller aus. Man könnte leicht mehr herausholen...

Hast Du mal mit Härtern auf Alaun-Basis experimentiert?
Es würde mich interessieren, ob und was das bringt.

Viele Grüße

Jörg
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Re: Erstes Licht

Post by Groi » Thu 04 Jul, 2013 4:01 pm

Hallo Wolfgang,
Du fragtest, was ein Glaspferd mit einer Hundepfeife macht.
Ich wusste es auch nicht. Bis Jetzt. Es hat seine Freunde gerufen!
Leider sind sie ziemlich kamerascheu. Denn in Natura ist der
3D-Schnappschuß recht gut geworden.
Viele Grüße
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Re: Erstes Licht

Post by floh » Thu 04 Jul, 2013 7:51 pm

Was da fehlt ist ein wenig shift nach unten zum grün-gelb, dann wirds noch heller.
Wie ich gelesen habe magst du den Dichromat Bleicher gar nicht, also kannst du den Film mit sagen wir mal 5% TEA etwas vorquellen lassen, also vor der Belichtung baden und dann gut trockenen lassen (1-2 Tropfen Netzmittel in der Lösung helfen). Das gute, alte Agfa ist ja nicht mehr so topaktuell, ich habe auch noch einige 4"x5" Filme die ich gerne für Experimente nutze, mit dem TEA wird ihm auch in Sache Empfindlichkeit noch etwas auf die Sprünge geholfen. Meine haben es bitternötig da ansonsten unter 500µJ/cm2 nicht mehr viel geht.

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Re: Erstes Licht

Post by holomann » Thu 04 Jul, 2013 8:36 pm

Hallo Jörg,

ich vermute mal wegen der blau-weissen Reflexe oben links, dass es sich um ein Reflektionshologramm handelt.
Glückwunsch zum gelungenen Shot.
Der Nachteil bei der Denisyuk Technik ist allerdings die schlechte Möglichkeit der Objektausleuchtung, welches
dann relativ lichtschwache Hologramme ergibt im Vergleich zur Mehrstrahltechnik. ABER wir stehen ja erst am
Anfang und es kann nur besser werden.
Ich habe meine Defizite bei der Objektauswahl, wenn ich überhaupt einen künstlerischen Anspruch an meine
Hologramme stellen will. Aber ich arbeite dran.
Was Floh schreibt ist logisch und nachvollziehbar, denn die Farbe grün gelb wird vom Auge als heller erkannt
und wirkt intensiver als das Ampelrot.

Viel Spass beim Üben

Gruss
Wolfgang

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Re: Erstes Licht

Post by Groi » Fri 05 Jul, 2013 8:52 am

Hallo floh,
danke für den Hinweis, dass das Agfamaterial beim Vorquellen etwas empfindlicher wird!
Mit meinem kleinen HeNe habe ich bei halben 4x5" Filmen schon 20 Sekunden Belichtungszeit.

Ich persönlich habe nichts gegen den Umgang mit Dichromaten, wenn ich in einem ordentlichen
Labor arbeite. Aber hier zu Hause im Bastelkeller, wo auch der Sohnemann schonmal an seinen
Spielzeugautos repariert, muss ich nicht unbedingt toxikologisch bedenkliche Substanzen in offenen
Schälchen 'rumstehen haben. Der Vorbleicher im Tetenal Multitoner basiert übrigens auch auf
Dichromat. Da hatten wir in den Achzigern noch keine Bedenken damit ordentlich in der
heimischen Dunkelkammer rumzumatschen...
Viele Grüße

Jörg
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Re: Erstes Licht

Post by holo53 » Fri 05 Jul, 2013 10:33 am

Groi wrote:danke für den Hinweis auf G. Saxby, den kannte ich noch nicht, aber ich bin ja auch Holographie-Anfänger ;-)
Und entschuldige bitte das Missverständnis.
Kein Problem.
Saxbys Buch kann ich wirklich sehr empfehlen. Es ist wahrscheinlich noch immer die kompletteste Einführung in die Holographie.

Na, die Gelbverschiebung ist laut Spektroskop nicht einheitlich (hätte mich auch gewundert),
sondern über einen Bereich von ~50nm verschmiert mit dem Zentrum etwa bei 615 - 620nm.
Rekonstruktion mit 632,8 ist also noch gut möglich, aber im Sonnenlicht sieht es etwas
heller aus. Man könnte leicht mehr herausholen...
Das klingt nicht schlecht. Wenn Du mal wirklich eine 633nm Rekonstruktion benötigst (z.B. wenn Du eine Kontaktkopie eines Reflexionshologramms machen willst), funktioniert vielleicht auch der Trick mit den Alkoholbädern: nach der Schlusswässerung wird die Platte für 1-2 Minuten in hochprozentigen Isopropylalkohol oder Ethanol gelegt und danach im warmen Luftstrom getrocknet.
Allerdings hängt der Erfolg dieser Methode vom verwendeten Bleicher ab. In gewissen Fällen wird mit der Alkoholbehandlung der Beugungswirkungsgrad verstärkt. Wenn Du aber Pech hast, kann auch die entgegensetzte Wirkung eintreten oder die Rekonstruktionswellenlänge verschiebt sich weiter gegen rot (> 650nm).
Hast Du mal mit Härtern auf Alaun-Basis experimentiert?
Es würde mich interessieren, ob und was das bringt.
Kann ich aus Deiner Frage schliessen, dass der Peroxidbleicher die Schicht ein bisschen angreift?
Die ersten holographischen Eisensalz-Bleicher hatten auch diesen Nachteil. Nick Phillips zähmte damals seinen Eisennitrat-Bleicher, indem er der Lösung eine erhebliche Menge Glyzerin/Alkohol beimischte.

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Re: Erstes Licht

Post by Groi » Fri 05 Jul, 2013 11:43 am

@holo53:
Der Hintergedanke meiner Frage nach der Alaunbehandlung war, dass ich eine nachträgliche
Verkürzung der Wellenlänge erreiche. Das Vorquellen hat den Nachteil, dass man die Filme irgendwo
im Dunkeln zum Trocknen aufhängen muss. Ich hatte früher mal für ähnliche Zwecke einen
Pappkarton mit Lüftungsschlitzen im Labyrinth, man konnte sogar einen kleinen Fön anschließen.
Aber der ist dem Zahn der Zeit zum Opfer gefallen.

Noch ein Vorteil der Alaunbehandlung ist, dass die Gelatineschicht etwas kratzfester wird.
Leider ist der Vorgang aber irreversibel. Einmal zu stark geschrupft, dann war's das mit dem Meisterwerk.
Das Quellmittel kann man ja jederzeit wieder auswaschen.
Viele Grüße
Jörg
Hologramme im Kleinformat bis 6x10 cm mit minimalistischen Aufbau.
Dank LaserFreaks auf dem Wege der Besserung!

holo53
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Re: Erstes Licht

Post by holo53 » Mon 08 Jul, 2013 8:02 am

Groi wrote:@holo53:
Der Hintergedanke meiner Frage nach der Alaunbehandlung war, dass ich eine nachträgliche
Verkürzung der Wellenlänge erreiche. Das Vorquellen hat den Nachteil, dass man die Filme irgendwo
im Dunkeln zum Trocknen aufhängen muss.
Kann ich bestätigen. Dazu kommt die Schwierigkeit, die Schicht ohne kosmetische Defekte im Dunkeln zu trocknen.
Triethanolamin hat im Gegensatz zu den meisten anderen Substanzen, die die Gelatine quellen (z.B. Sorbit, Glyzerin usw.) den Vorteil, die Schicht zu hypersensibilisieren.
Noch ein Vorteil der Alaunbehandlung ist, dass die Gelatineschicht etwas kratzfester wird.
Leider ist der Vorgang aber irreversibel. Einmal zu stark geschrupft, dann war's das mit dem Meisterwerk.
Falls die Schicht mit Kalialaun gehärtet wurde, kannst Du die Härtung in einem Alkalibad wieder rückgängig machen. Bei Chromalaun funktioniert das nicht.

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