
Erst 1991 gelang mir der erste wirkliche Laser, natürlich wie bei sehr vielen Amateuren mit Stickstoff. Nun ist ja eine der Anwendungen eines N2-Lasers das Pumpen von Farbstofflasern, also habe ich flugs mit meinem alten Rhodamin eine Lösung gemacht und bestrahlt. Laserte wieder nicht, weil ich keine Quarzlinse dafür hatte, die konnte ich mir damals wirklich nicht leisten.
Erstaunlicherweise habe ich schon damals das "Wasserprisma" gemacht, um nach den verschiedenen UV-Linien des N2-Lasers zu suchen, bin aber nicht auf die Idee einer "Wasserlinse" gekommen. Der Groschen ist erst dieses Jahr gefallen.
Also habe ich einen Rundkolben für das Labor aus Borglas (Duran, Borofloat, Jenaer Glas) besorgt und mit Wasser gefüllt. Und was für einen schönen Brennpunkt der machte!
Als Küvette habe ich mir einfach welche für UV-Photometrie aus China besorgt. Diese Küvetten haben leider nur zwei klare Seiten, sind aber sehr preisgünstig zu haben. Deshalb habe ich zuerst mit dem longitudinalen Pumpen begonnen.
Das Bild zeigt meinen Experimentalaufbau. Der 250ml Rundkolben mit Wasser dient als Kugellinse und macht einen etwa 1mm großen Brennpunkt in der Küvette. Hinter der Küvette steht ein Papierschirm, um die Pumpstrahlung aufzufangen und zu prüfen, ob auch genug davon in der Lösung absorbiert wird.
Zwei Mißgeschicke sind mir bei diesen Experimenten passiert, die sich im Nachhinein als sehr glücklich erwiesen haben.
(1) der N2-Laser ist so lang, daß Kolben und Küvette nicht mehr auf den Basteltisch passen. Deswegen hab ich mir aus einem Fotostativ ein kleines (verstellbares) Tischchen für den Farbstofflaser gebastelt.
(2) Ich hab das N2 bei viel zu niedrigem Druck lasern lassen. Dadurch war die Pumpstrahlung am Anfang ziemlich schlapp.
Beide Dinge zusammen haben folgendes ergeben: longitudinal bekommt man Farbstoffe am ehesten zum Lasern. Dabei wirken die klaren Seiten der Küvette als Resonator. Das verstellbare Tischchen aus dem Fotostativ ist dabei sehr praktisch, um die richtige Position der Küvette zum Pumpstrahl zu finden.
Von den billligen Photometer-Küvetten sind auch nicht alle gleich gut geeignet, weil vermutlich die Parallelität der Glasflächen nicht immer gleich gut ist. Von den vier Küvetten, die ich habe, lasern zwei gut, eine schwierig und eine gar nicht.
Drei Farbstoffe habe ich mit der relativ schwachen UV-Strahlung zum Lasern bekommen: Rhodamin 6G, Rhodamin B und Fluorescein. Alle drei sind online zum Färben von Mikroskop-Präparaten einfach zu bekommen. Sehr rein müssen sie nicht sein. Als Lösungsmittel habe ich Isopropanol (Rhodamine) und Leitungswasser (Fluorescein) verwendet. In Wasser lasert Rhodamin nicht.
Bilder der drei Farbstoffe beim Lasern in relativ schwachem Pumpstrahl. Wichtig ist die Konzentration, die beim longitudinalen Pumpen viel geringer ist als die in der Literatur angegebenen Werte. Die Rhodamine haben in Isopropanol bei ca. 0,25 g/l gelasert, Fluorescein bei 0,5 g/l. Rh 6G ging mit Abstand am leichtesten, am schwierigsten war Fluorescein.
Ich habe mir Pipettenfläschchen besorgt, wie e-Shisha-Dampfer sie für ihre Aromen verwenden, und damit etwas höher konzentrierte Lösungen tropfenweise in die Küvette mit Lösungsmittel gegeben, um die richtige Konzentration zum Lasern zu finden.
Nachdem ich den N2-Laser auf "full Power" hochgedreht hatte, klappte es auch mit transversalem Pumpen. Ich habe dafür auf eine Küvette auf die matten Seiten schmale Streifen eines Objektträgers vom Mikroskop mit klarem Epoxy aufgeklebt. Die Klebung ist nicht völlig klar geworden, aber genug, um das Laserlicht rauszulassen.
Als Zylinderlinse diente auch wieder eine Wasserflasche, diesmal aus PET. Das ist der einzige der gängigen Kunststoffe, der UV-Licht durchläßt. Die Rhodamin-6G-lösung war dabei mit 1 g/l etwa so wie in der Literatur angegeben.
Das untere Bild zeigt noch einmal Rhodamin 6G im longitudinalen Betrieb bei voller UV-Pumpleistung, diesmal mit einem erheblichen Anteil Superstrahlung. Damit das gut zu sehen ist, habe ich die restliche Pumpstrahlung mit einem Stück Plexiglas ausgefiltert, das ist ein sehr guter Absorber für UV.
Wie üblich bei gelben Laserspots sieht die Kamera den leider schon in grün. Visuell ist die Strahlung etwa so zitronengelb wie die gelbe Krypton-Linie.
So einfach kann's sein, ohne teure Quarzlinsen. Vielleicht ein lohnendes Fun-Projekt für alle, die einen N2-Laser besitzen oder gebaut haben.
Man kann damit auch so ziemlich alles ausprobieren, was in Lösung fluoresziert. Jon Singer hat eine schöne Webseite, auf der er u.a. verschiedene Tinten (!) zum Lasern bringt.
Literatur:
http://www.jonsinger.org/jossresearch/tjiirrs/010.html
http://www.chem.ucla.edu/~craigim/pdfma ... r-dyes.pdf