hab neulich bei meinem Lieblingsröhrenhändler beim Stöbern eine Ionisationsmeßröhre für Hochvakuum gefunden. Bei näherem Nachfragen stellte sich heraus, daß es in den Tiefen des Lagers auch noch einen verstaubten Controller für solche Röhren gab. Preislich war das Angebot ein Bruchteil von dem, was auf Ebay für Gebrauchtgeräte so geht, für den ungewissen Zustand völlig in Ordnung. Was soll ich sagen, ich konnte halt nicht widerstehen.
Hier sind Röhre und Controller bei der Arbeit zu sehen. Zum Testen hab ich beides an mein Drehschieber/Diffusionspumpengespann gehängt, zum Vergleich ist noch das Pirani-Vakuummeter dran und ein Nadelventil, um Argon als Gasballast einzulassen. Die hell glühende Kathode überstrahlt leider die Röhre.
Die Röhre hatte ursprünglich eine abgeschmolzene Spitze, die ich abgeknackt habe, über den Rohrstutzen hab ich einen DN10-Kleinflansch geklebt.
Die Röhre: gute alte sozialistische Wertarbeit, VEB Funkwerk Erfurt MR04. Klassische Bayard-Alpert-Röhre mit zwei Kathoden (eine als Reserve). Vermutlich für den Export oder Forschung hergestellt, ich glaub kaum daß Vakuumfreaks in der DDR sowas jemals zu Gesicht bekommen haben (wenn sie denn in der Lage gewesen wären, die Röhre zu bezahlen, vielleicht in Westkohle...?).
Der Controller: Veeco RG-83. Drehknöpfe und eine Multimeter-Analoganzeige, also Liebe auf den ersten Blick.

Der Trafo ist etwas rostig, aber Tests mit ein paar Widerständen ließen Gutes hoffen, es funktionierte soweit alles, nachdem ich den Wippenschalter für die Kathodenheizung zerlegt und die Kontakte geputzt hatte. Der RG-83 hat übrigens eine Heizung für die Anodenspirale (wird nur zum Austreiben von adsorbiertem Gas benutzt), die sogar auch noch funktioniert.
Der Kabelsatz: hab ich mir improvisiert. 4mm Bananenstecker, Buchsenstifte für CPC-Rundstecker, Kabel, Holz, Epoxy, Isolierband. Wenn jemand von euch Tips braucht, wie man das RG-83 anschließt oder bedienen muß, PM an mich genügt.
Die MR04 will einen relativ geringen Emissonsstrom haben, ich fahre sie mit 0.6mA, weil der RG-83 sich leider nicht niedriger einstellen läßt. Die Spannung am Heizfaden beträgt im Betrieb ungefähr 3.25V. Die gelbweiße Glühfarbe läßt auf eine Temparatur von ungefähr von 1500° schließen. BA-Röhrenfilamente haben normalerweise keine BaO-Beschichtung, die höhere Betriebstemparatur als bei Verstärker- oder Laserröhren ist also normal.
In den Bildern mißt das kapitalistisch-sozialistische Kombigerät einen Druck von rund 4*10^-3Pa. Das ist jetzt noch nicht so niedrig, aber die Aufnahme wurde auch nach erst 2 Stunden Pumpzeit gemacht (solange brauchte ich, um rauszufinden, wie die Anzeige kalibriert wird). Für das Auspumpen einer Ionenlaserröhre und das Prozessieren der Kathode reicht es noch nicht ganz, aber immerhin ist dieser Druckbereich jetzt nicht mehr vollkommen blind.

~medusa.