Bayard-Alpert Vakuummeter

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medusa
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Bayard-Alpert Vakuummeter

Beitrag von medusa » Sa 03 Mär, 2012 3:34 pm

Hi Freax,

hab neulich bei meinem Lieblingsröhrenhändler beim Stöbern eine Ionisationsmeßröhre für Hochvakuum gefunden. Bei näherem Nachfragen stellte sich heraus, daß es in den Tiefen des Lagers auch noch einen verstaubten Controller für solche Röhren gab. Preislich war das Angebot ein Bruchteil von dem, was auf Ebay für Gebrauchtgeräte so geht, für den ungewissen Zustand völlig in Ordnung. Was soll ich sagen, ich konnte halt nicht widerstehen.
BAgauge.jpg
Hier sind Röhre und Controller bei der Arbeit zu sehen. Zum Testen hab ich beides an mein Drehschieber/Diffusionspumpengespann gehängt, zum Vergleich ist noch das Pirani-Vakuummeter dran und ein Nadelventil, um Argon als Gasballast einzulassen. Die hell glühende Kathode überstrahlt leider die Röhre.
Die Röhre hatte ursprünglich eine abgeschmolzene Spitze, die ich abgeknackt habe, über den Rohrstutzen hab ich einen DN10-Kleinflansch geklebt.
BAtube.jpg
Die Röhre: gute alte sozialistische Wertarbeit, VEB Funkwerk Erfurt MR04. Klassische Bayard-Alpert-Röhre mit zwei Kathoden (eine als Reserve). Vermutlich für den Export oder Forschung hergestellt, ich glaub kaum daß Vakuumfreaks in der DDR sowas jemals zu Gesicht bekommen haben (wenn sie denn in der Lage gewesen wären, die Röhre zu bezahlen, vielleicht in Westkohle...?).

Der Controller: Veeco RG-83. Drehknöpfe und eine Multimeter-Analoganzeige, also Liebe auf den ersten Blick. :D
Der Trafo ist etwas rostig, aber Tests mit ein paar Widerständen ließen Gutes hoffen, es funktionierte soweit alles, nachdem ich den Wippenschalter für die Kathodenheizung zerlegt und die Kontakte geputzt hatte. Der RG-83 hat übrigens eine Heizung für die Anodenspirale (wird nur zum Austreiben von adsorbiertem Gas benutzt), die sogar auch noch funktioniert.

Der Kabelsatz: hab ich mir improvisiert. 4mm Bananenstecker, Buchsenstifte für CPC-Rundstecker, Kabel, Holz, Epoxy, Isolierband. Wenn jemand von euch Tips braucht, wie man das RG-83 anschließt oder bedienen muß, PM an mich genügt.

Die MR04 will einen relativ geringen Emissonsstrom haben, ich fahre sie mit 0.6mA, weil der RG-83 sich leider nicht niedriger einstellen läßt. Die Spannung am Heizfaden beträgt im Betrieb ungefähr 3.25V. Die gelbweiße Glühfarbe läßt auf eine Temparatur von ungefähr von 1500° schließen. BA-Röhrenfilamente haben normalerweise keine BaO-Beschichtung, die höhere Betriebstemparatur als bei Verstärker- oder Laserröhren ist also normal.
In den Bildern mißt das kapitalistisch-sozialistische Kombigerät einen Druck von rund 4*10^-3Pa. Das ist jetzt noch nicht so niedrig, aber die Aufnahme wurde auch nach erst 2 Stunden Pumpzeit gemacht (solange brauchte ich, um rauszufinden, wie die Anzeige kalibriert wird). Für das Auspumpen einer Ionenlaserröhre und das Prozessieren der Kathode reicht es noch nicht ganz, aber immerhin ist dieser Druckbereich jetzt nicht mehr vollkommen blind. :freak:

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Re: Bayard-Alpert Vakuummeter

Beitrag von stoppi » Sa 03 Mär, 2012 9:50 pm

Hallo Medusa!

Tolles Teil und 10^-8 bar sind auch nicht von schlechten Eltern. Hätte aber eine Frage zu dem angeklebten Flansch: Könntest du mir vielleicht sagen, welchen Kleber ich dafür verwenden kann bzw. soll? Möchte nämlich in naher Zukunft auch einen Flansch an meine Braun'sche Röhre kleben...

Danke im voraus und lg aus Österreich, Christoph :)
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Re: Bayard-Alpert Vakuummeter

Beitrag von medusa » So 04 Mär, 2012 12:05 am

Epoxidharz ist ein geeigneter Kleber. Ist unter verschiedenen Handelsnamen erhältlich, z.B. Araldit oder UHU-Plus Endfest. Es gibt auch eine Variante speziell fürs Labor zum Abdichten (da kenne ich den Handelsnamen nicht).
Normales Epoxy hat bei Normaltemperatur einen Dampfdruck von rund 10^-5 Pa, wenn es vollständig ausgehärtet ist. Der Trick dabei ist, es beim Kleben ähnlich wie das Vakuumfett für Schliffverbindingen zu benutzen: nur der Außenrand der Verbindung wird eingestrichen. Durch den langen engen Spalt ins Innere der Röhre wird die Diffusion stark behindert, weil die freien Weglängen der Moleküle sehr groß werden, so daß bei sehr niedrigen Drücken nur wenig Kleber ins Vakuum verdampfen kann.

~medusa.
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Re: Bayard-Alpert Vakuummeter

Beitrag von andythemechanic » So 04 Mär, 2012 10:33 am

medusa hat geschrieben:Es gibt auch eine Variante speziell fürs Labor zum Abdichten (da kenne ich den Handelsnamen nicht).
~medusa.
Hi,

das nennt sich "TorrSeal" erhältlich z.b. Bei Thorlabs:
http://www.thorlabs.com/NewGroupPage9.c ... up_ID=2519

Grüße
Andreas

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Re: Bayard-Alpert Vakuummeter

Beitrag von stoppi » Mo 05 Mär, 2012 4:42 pm

Ich danke euch beiden für die Antwort. Lg stoppi :)
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Re: Bayard-Alpert Vakuummeter

Beitrag von Dr.Ulli » Mo 05 Mär, 2012 7:55 pm

...UHU-Plus Endfest...
Echt??? :?:

Ich dachte immer, das "gast" aus (oder ist das nicht so schlimm?) und bleibt elastisch...und verliert auf Glas nach einiger Zeit die Haftung....

Ich hab´ mal versucht harten und glatten Kunststoff (Zahnprothese) damit zu kleben (ein abgesprungenes Stück)...das hat aber nicht sehr lange gehalten....jedoch weiss ich wohl, dass man mit Wärmezufuhr (Fön, Ofen) sowohl die Aushärtezeit, sowie die Haftkraft erhöhen kann (was ich nicht getan hatte)...das Zeug wird bei Erhitzen aber wie Wasser und fließt weg, aber vielleicht gast das Epoxidharz dann nach aushärten auch nicht mehr aus?

Für meine "Optik" nehm ich immer "Hottinger"...Industriekleber, der nach Aushärten sich wirklich nicht mehr bewegt (Schrumpfen, Quellen...).
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Re: Bayard-Alpert Vakuummeter

Beitrag von medusa » Mo 05 Mär, 2012 8:45 pm

Ich mach das immer noch mit UHU-plus.

Neue Klebungen gasen eine Weile, aber das gibt sich. Ich pump ne Weile ab, mache den Hahn zu und laß es ein paar Tage stehen. Vermutlich sind das die nicht polymerisierten Bestandteile, die dann da rauskommen, und eingeschlossene Luftreste. Wie schon erwähnt, der Trick ist es, nur den Außenrand der Verbindung zu kleben. An der Innenwand der Apparatur sollten am liebsten nur Glas, Edelstahl und Alu zu sehen sein.

Die Haftung auf Metallen und Glas ist nicht zu beanstanden. Probleme hatte ich oft mit Plexiglas, das elastisch ist. Davon springt Epoxy in der Tat gerne ab. Auf allem, was hart ist, hält es bei mir gut, besonders, wenn die Oberfläche vor dem Kleben mit Schmirgel aufgerauht wurde.

Jetzt, da ich die Möglichkeit habe, den Enddruck meiner Diffpumpe halbwegs vernünftig zu messen, mag sich das mit der Vorliebe für normales Epoxy aber möglicherweise ändern. Das ist eine neue Liga. Ich hab schon rausgefunden, daß ich demnächst erstmal die grünen Flanschdichtungen aus Fluorelastomer kaufen darf, weil die normalen schwarzen aus Nitrilkautschuk nicht für Drücke unter 10^-3 Pa geeignet sind. Alle Dichtungen tauschen :( das ist zur Zeit mein Hauptproblem.
Die zwei kleinen Epoxyklebungen fallen da weniger ins Gewicht....

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