
hier ist mein aktuelles Projekt, die Komplettrestaurierung einer alten schweizer ACR Laseranlage Anno 1987.
Damals war ACR einer der bedeutendsten Laserbankhersteller zusammen mit Tarm und später Datronik.
Der Zustand ist nach 30 Jahren Betrieb nicht gerade berauschend, da kommt einiges an Arbeit auf mich zu, um den Originalzustand wieder herzustellen.
Ich versuche hier meine Erkenntnisse bei der Analyse der Schaltung und der Funktion so gut wie möglich wiederzugeben.
Es gibt keinerlei schriftliches Material zu der Anlage, es muss also das komplette Know How empirisch ermittelt werden.
Bis jetzt habe ich 1.200 Detailfotos von der Restaurierung gemacht.
Beim Ausbau ist die Anlage leider auf die Seite gestellt worden, wodurch sich das Silikon zum verkleben der Bankspiegel gelöst hat.
Es gibt also leider keinen einzigen befestigten Spiegel mehr in der Bank sondern nur noch ein großes Puzzlespiel.
Da ACR Anlagen beim Einbau immer noch vorort an den Raum angepasst worden sind, kann man sich leider auch nicht auf die alten Klebereste auf der Grundplatte, die übrigens aus einem 1.95m langen Alu Rippenkühlkörper besteht, verlassen.
Die Anlage stammt aus einer Discothek in der Nähe von Heidelberg und ist vor dem Abriss "gerettet" worden.
Es handelt sich um das Modell "Schneewittchensarg" mit dem ACR Laserpult "Gold", allerdings in der silbernen Ausführung.
Die Bank ist eine etwas kürzere Spezialanfertigung, üblicherweise ist das Gehäuse aus Eisen mit einer Länge von 2.70m, diese Bank ist bei gleicher Effektanzahl aber nur 1.95m lang und wurde komplett aus Aluminium gefertigt, was sich sehr postiv auf das Gewicht auswirkt.
Die Anordnung der 3 internen Strahlschalterbänke ist etwas anders als bei der Standardausgabe mit 4 Glasscheiben, diese Bank hat auch nur 3 Glasscheiben. Das Gehäuse ist bis auf das leichtere Material völlig identisch.
Im Original war ein Spectra Physics SP168 Weißlichtlaser in der OEM Version mit der bekannten Glasröhre verbaut.
Irgend ein "Witzbold" hat im Laufe der Jahre die defekte SP168 Röhre gegen einen Coherent Purelight I70 getauscht, dieser ist aber 10cm länger, also wurde das Gehäuse an der Seite mit der Flex ausgeschnitten.
Bei der Standard Bank sind die Strahlschalterbänke so angeordnet, dass erst eine Bank mit der "Colorbox" und einigen (Scanner-)Effekten, dann eine zuschaltbare Bank mit 50/50 Strahlteiler, und dann eine weitere Bank im Hauptstrahl steht.
Die Abfallstrahlen der Dichros von der "Colorbox" wurden über eine Strahlfalle "Rückwärts" auf die Scanner eingekoppelt.
Frühe Versionen hatten kein Blank Shift, es wurden auch noch nie PCAOMs verbaut, es gab also keinerlei Farbmodulation, somit war die Auswertung der Abfallstrahlen die einzige Möglichkeit farbige Grafikmuster per Scanner zu erzeugen.
Bei meiner "kleinen" Version gibt es keinen extra Hubmagneten für die zweite Bankebene, der Mutterstrahl wurde fest mit einem 50/50 Strahlteiler aufgeteilt.
Es lassen sich also immer 2 Effekte aus Bank 1/3 und aus Bank 2 ausgeben, dazu kommt noch der rückwärtige (reflektierte) Strahl von der Colorbox auf die Scanner.
Wenn man das Alter und die technischen Möglichkeiten aus den 1980er Jahren berücksichtigt, so ist das Konzept sehr einfallsreich und effektiv gewesen.
Alle Effekte wurden mit Weißlicht oder einer ausgewählten Farbe der Colorbox (Cyan, Magenta, Gelb, Rot, Grün, Blau) beschickt.
Am eindrucksvollsten waren also die farbigen Gratingeffekte.
ACR hat auch gerne mit Tunnelmotoren und Dichros gearbeitet, wodurch farbige Tunnel oder Lissajous Figuren entstanden. In manchen Versionen wurden auch Prismen für die Farbtrennung eingesetzt.
Die eigentlichen Old School Effekte werden durch Raumspiegel erreicht, zu dieser Anlage gehören 3 Raumspiegel, 3 Raumgratings (Line/Burst), 1 Tunnelmotor und 4 langsamdrehende Raumburstgratings.
Die Scannereffekte waren trotz der fehlenden Farbmodulation recht beeindruckend, man muß sich das so vorstellen, dass z.B. ein Fächer durch die 3 rückwärtigen Strahlen der "Colorbox" jeweis in Rot, Grün und Blau, also dreimal mit leicht versetzter Achse ausgegeben wurde.
Da jede ACR Anlage eine Einzelanfertigung in Serie war, haben auch alle Banken eine abweichende Bestückung, allerdings gibt es einige Grundprinzipien, nach denen alle Anlagen arbeiten.
Es gibt Anlagen mit einem oder zwei G120 Scannerpaaren, mit und ohne Shiftblanking beim Hauptscanner und mit einem G120 Paar und einem OpenLoop Elypsenscannerpaar.
Bei meiner Anlage sind folgende Effekte verbaut:
3 Farben "Colorbox": Gelb, Magenta, Cyan (meistens ist eine 4 Farb Colorbox verbaut)
G120D Scanner
Horizontales Line Grating (ähnl. Machida)
Motor Line Grating Links
Tunnel Links
Lissajouseffekt mit RGB Prisma (2 Motoren)
Motor Art Grating
Motor Burst Grating
Motor Line Grating Rechts
Tunnel via Lissajous
Motor Reflex Burst Grating Rechts
Doppel Tunnel Color
Motor Burst Grating Bank 2
sowie einem 2 Color Doppelbeam und 7 Einzelbeams.
Die Hubmangneten "Marke Telegrafenrelais" auf den Laserbanken arbeiten mit einer Stromregelung im 3.3 Volt Bereich, das ganze System wird aber mit einer ungeregelten Spannung von 27V vom Controller aus versorgt, das hat man vermutlich wegend der OpAmps auf den Strahlschaltertreibern und der geringeren Leitungsverluste so gemacht.
Für die Grating- und Lissajousmotoren sind 2 getrennt regelbare und in der Richtung umschaltbare Ausgänge auf dem Steuerkabel.
Die Tunnelmotoren werden mit einer konstanten Spannung von 5 Volt betrieben, durch einen Fehler in der ACR Regelung liegen aber je nach Motorenanzahl nur 3V an.
Zum Einschalten der Anlage müssen 27V (unter Last ca. 23-24V) anliegen, damit werden auch die Scannertreiber und die Beleuchtung des mittels Dichro und Linestraröhre hinterleuchteten ACR Logos auf der Bank aktiviert.
Im Gehäusedeckel gibt es noch eine schaltbare Neonröhre zu Wartungszwecken.
Die Spannungsversorgung war bei meiner Anlage defekt, worauf ich später noch zurückkomme.
Angesteuert wird die Bank mit dem "Gold Controller" von der Größe eines Laptops aus den 80er Jahren

Das Teil wiegt über 50 Kg und ist mit den Maßen 1000 x 800 x 800 mm sehr gut für den Portabeleinsatz geeignet

Im Controller sitzt ein aufwändiges viel zu großes längsgeregeltes Netzteil für die OpAmp Logic und den Digitalteil. Die stromintensiven Aufgaben (27V Hubmagneten + Motoren) werden aber von 2 kleineren Platinen im unteren Teil des massiven Holzgehäuses erledigt.
Bei meinem Controller war eine Leitung am Trafo mechanisch abgerissen, ist mir also völlig unklar, wie die Anlage funktioniert haben soll.
Weiterhin sitzt im oberen Teil des Gehäuses die Ansteuerung der Bankeffekte, was ACR mit einem Z80 Stack auf einem VME/STe ähnlichen Busstecksystem realisiert hat.
Der "Microcontroller" besteht aus 5 Europakarten: Z80 CPU, 3x Z80 Doppel PIO, 1x Video SMPTE Timecode.
Mit dem Z80 System wird die Klaviatur und alle Switchboards ausgewertet, von hier wird auch die Bank direkt angesteuert.
Ein Interface zum Sollinger DSP gibt es ebenfalls. Die Tastaturbelegung lässt sich in einem akkugepufferten SRAM speichern.
Für die Scanner stehen 2 analoge Lissajous Generatoren sowie ein Joystick zur freien Positionierung des Outputs zur Verfügung.
Es gibt keinerlei Safety Funktion, es lässt sich also problemlos ein stehender 5-Watt Weißlichtbeam auf eine beliebige Zielperson im Publikum richten. Das war sicher ein Feature und kein Bug

Für die Textausgabe und die Grafikfunktionen ist ein Sollinger Lasergraph IIc im Gehäuse eingebaut der über eine Matrix wahlweise abwechselnd mit den Lissajous Generatoren auf die Scanner geschaltet werden kann.
Der DSP basiert auf einem Apple II Clone in einem offenen Alu Kartenträgergehäuse. Damals wurden noch ICs abgeschliffen, und die Unterseite der DSP Platinen in weißen Kunststoff getaucht, um der Piratrie vorzubeugen.
Für das Einspielen neuer Grafiken und Shows ist ein 5-1/4 Zoll Laufwerk im Aplle II Standard vorhanden, der eigentliche DSP bootet aber aus dem ROM ohne eine eingelegte Diskette.
Der Apple Clone hat einen Standard BAS Videoausgang, hier wird ein 10-Zoll schwarz/weiß Monitor angeschlossen.
Eine Tastatur in einer Schublade unten im Controller dient zur Texteingabe, z.B. für Geburtstagswünsche an die Discobesucher.
Neben der Tastatur sitzt ein "geheimer" Kippschalter, womit man die eingebaute Hirschmann KFZ-Motorantenne betätigen kann, diese dient dazu eine Glasscheibe über der oberen Programmierebene anzuheben.
Für die Anlage soll der Original-/Sammlerzustand wieder hergestellt werden, es sind also einige Tasks dazu erforderlich.
Dazu gehört neben der Beseitigung umfangreicher elektrischer Fehler, auch das Verschließen der Coherent Löcher im Gehäuse, das Entfernen des schwarzen Discolacks und natürlich der Originalbestückung der optischen Komponenten in der Bank.
Zum Testen habe ich ein kleines Singlemode Puredioden RGB-Modul (R 150mW, G 50mW, B 80mW) mit ca. 30mW WL Einstellleistung verwendet, der Nebel kam aus einer Akku Nebelmaschine Look Tiny FX.
In der endgültigen Version wird die Laserbank mit einem 1.5 Watt balancierten Weißlichtmodul gemischt aus 4 Linien betrieben, nämlich 638nm Rot, 532nm Grün, und 445nm sowie 473nm Blau.
Hier kommen schon mal die ersten "schmutzigen" Bilder, weitere werden successive bis zur Fertigstellung folgen...
Falls jemand Interesse an der fertig restaurierten und gereinigten Bank hat, freue ich mich über Angebote per PM, denn auch mein Platz ist leider begrenzt.
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