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ALC60 überdruck wegbrennen?
Verfasst: Di 07 Mai, 2013 10:33 pm
von dexter
Hallo Leute.
Also ich habe heute mal wieder meinen ALC60 angemacht um mal die Röhrenspannung zu messen.
Also ich messe bei 7.5 A eine Spannung von 110.3V. Der Laser funktioniert sehr gut, zündet sofort und macht überhaupt keine Probleme. Die Röhre hatte mal einen Refil (vermutlich von HB).
Mein Problem ist das ich grade nicht einschätzen kann ob meine Werte noch im grünen Bereich sind. Ich finde 110V schon ganz schön hoch. Das Netzteil läuft ja selbst mit 115V da bleibt ja kaum noch was zum regeln übrig.
Welche Werte wären denn optimal?
Bei welchem Strom ist es am schonensten mit dem runterbrennen?
Soll ich zwischen drin Pausen machen oder ist ein Durchgang besser?
Ich glaube ich werde jetzt mal Buch führen und die Werte notieren, sonst kriege ich am Ende noch wirklich Zündprobleme.
Bis dann.
Philipp
Re: ALC60 überdruck wegbrennen?
Verfasst: Di 07 Mai, 2013 10:45 pm
von fesix
Gibt verschiedene Quellen zu Strömen und Spannungen.
Ich denke, bei 10A 110V zu haben ist ok, meine ALCs haben sehr viel mehr, laufen aber auch problemlos, allerdings kommen nicht alle Linien.
Re: ALC60 überdruck wegbrennen?
Verfasst: Di 07 Mai, 2013 11:34 pm
von mikesupi
Wo soll denn der Überdruck herkommen ohne Gasballasttank ???
Re: ALC60 überdruck wegbrennen?
Verfasst: Di 07 Mai, 2013 11:47 pm
von fesix
Die Röhre gast aus?
Das ist doch seit je her bekannt...
Re: ALC60 überdruck wegbrennen?
Verfasst: Mi 08 Mai, 2013 12:03 am
von mikesupi
Und was willst Du dann wegbrennen, wenn es ausgast ???
Re: ALC60 überdruck wegbrennen?
Verfasst: Mi 08 Mai, 2013 12:12 am
von medusa
(1) Die Ionen ballern mit hoher Geschwindikeit in die Keramik und bleiben da zwischen den Molekülen stecken. Deswegen sinkt bei Ionenröhren der Gasdruck während des Betriebes. Bei langem Stillstand diffundieren die (dann neutralen) Argonatome wieder raus.
(2) Leichte Gase wie Wasserstoff und Helium diffundieren über lange Zeit aus der Luft in die Röhre, weil der Partialdruck in der Röhre sehr klein ist. Die verändern die Brenncharakteristik nachteilig. Kann man nur in die Wände treiben durch regelmäßigen Betrieb.
(3) Spuren von Restgasen kommen über sehr lange Zeit auch aus den Oberflächen der Röhre.
(4) Auch die Getter in den Röhren halten nicht ewig, was sie mal gebunden haben.
Daß der Druck bei langer Lagerung von Ionenröhren steigt ist doch nun wirklich lange bekannt. Das hat nix mit einem Reservoir zu tun.
~medusa.
PS. @dexter: eine meiner 60X Röhren geht auch bis 114 Volt rauf. Der Röhre schadet das nicht, aber ich hab die auch an einem SNT hängen, das sich die Spannung halt einregelt.
Re: ALC60 überdruck wegbrennen?
Verfasst: Mi 08 Mai, 2013 12:21 am
von mikesupi
@medusa: In der Röhre ist nie mehr Gas, als zum Zeitpunkt der Füllung, höchstens weniger, im Falle eines ALC60X natürlich Argon, und somit kann sich der Argon Druck, also die Menge nicht erhöhen, sondern nur im Laufe der Zeit durch Diffusion erniedrigen.
Da hilft auch kein "Abbrennen" von Gas, das sich längst nicht mehr in der Röhre befindet. Eine fertige Röhre wird durch längeren Betrieb auch nicht besser !
Überdruck entsteht nur durch übermässiges Befüllen, oder knacken von Kartuschen. Quelle: DTK Laser.
Oder meinst Du O2 Überdruck?
Hier noch was zum lesen:
http://www.repairfaq.org/sam/laseratr.htm#atrtle5
...
Re: ALC60 überdruck wegbrennen?
Verfasst: Mi 08 Mai, 2013 12:29 am
von medusa
Sam's Seite kenne ich gut, danke.
Ansonsten lies doch bitte, was ich geschrieben habe.
Re: ALC60 überdruck wegbrennen?
Verfasst: Mi 08 Mai, 2013 12:36 am
von mikesupi
Wie gesagt, der (einzig übrige) Profi Befüller lacht sich über die Überdruck Aussage kaputt.
Call him if you like
Ich bin ja gespannt, was dexter für Messergebnisse bekommt, wenn er das Teil 1 Woche laufen lässt, da freut sich höchstens das E-Werk.
Re: ALC60 überdruck wegbrennen?
Verfasst: Mi 08 Mai, 2013 10:28 am
von FrankTheTank
mikesupi hat geschrieben:Wie gesagt, der (einzig übrige) Profi Befüller lacht sich über die Überdruck Aussage kaputt.
Call him if you like

Ganz untypisch das sich "Verkäufer" bei "Halbwissern" über irgendwas "kaputt lachen" um ihr Produkt / Ihre Dienstleistung an den Mann zu bringen.
Verstehen ja auch mehr Leute: "Röhre wird leer, ich mach sie wieder voll - so einfach ist das - Kauf jetzt!"
Re: ALC60 überdruck wegbrennen?
Verfasst: Mi 08 Mai, 2013 10:30 am
von VDX
... vorsicht mit den Aussagen von 'Profis'! - die haben auch nur die Erfahrung aus ihren Lehrbüchern und der eigenen Praxis
Das mit dem 'Reindiffundieren' von H2 und He über lange Zeit kann ich von der Logik her nachvollziehen ... hab' da aber nicht genug Praxiserfahrung, um das bestätigen oder widerlegen zu können.
Ich hatte mal mit einem meiner ehemaligen Chefs (ein absoluter Experte in Sachen Gas-Mischungen und Wärmeleitfähigkeitsmessungen) eine heftigere Diskussion, weil ich nach ein paar 'instabilen' bzw. inkonsistenten Messergebnissen zur Wärmeleitfähigkeit eines Gasgemisches von Argon und Helium oder Wasserstoff die Vermutung hatte, daß sich das Gemisch in einer stehenden Flasche mit der Zeit 'entmischen' würde, so daß das leichtere und stärker wärmeleitende Gas oben höher konzentriert wäre
Mit Versuchen mit drehen und waagerecht lagern der Flasche vor und währen den WL-Messungen konnte ich im zeigen, daß ich immer eine minimal höhere Wärmeleitfähigkeit bekomme, wenn ich das Gas aus der oberen Flaschenhälfte extrahiere ... und Verringerung der Wärmeleitfähigkeit mit zunehmender Entleerung der Flasche ...
Erst, als einer seiner alten Bekannten mit einer eigenen Firma ihm sagte, daß sie bei sowas für wirklich präzise Befüllungen ihre Flaschen konstant drehen würden, glaubte er es endlich auch
Viktor
Re: ALC60 überdruck wegbrennen?
Verfasst: Mi 08 Mai, 2013 11:19 am
von mikesupi
Moin,
ich will hier bestimmt keinen Glaubenskrieg auslösen.
Meine Praxiserfahrung verhält sich aber analog zu den Aussagen des Profis.
Vielleicht ist das auch ein Deffinitionsproblem, was "Überdruck" überhaupt ist.
Sicher kann man die Leistung einer Röhre, die längere Zeit nicht gelaufen ist, durch Betrieb "pflegen", aber das sogenannte "abbrennen" wird wohl eher bei frisch befüllten Röhren stattfinden.
Die Fehlfunktionen von Röhren nach längerer Zeit rühren wohl eher von nicht ausreichender Evakuierung bei der Befüllung, oder von Verunreinigungen des Füllgases, insofern sind die Aussagen von Medusa natürlich prinzipiell richtig.
Es entbehrt auf jeden Fall jeglicher Logik, dass eine Röhre, die ein paar Jahre liegt, danach mehr Argon oder Krypton besitzt, dass man abbrennen muss, um die volle Leistung wiederzugewinnen, besondern wenn das abbrennen einige Tage dauern soll.
Hierbei ist bestimmt der Wunsch der Vater des Gedanken.
Für eine neue Röhre ist ein Burn-In von 48 Stunden bei 60-80% der Nennleistung üblich.
Man müsste auch mal definieren, wieviel das "abbrennen" denn an Leistungsgewinn oder an zusätzlichen Linien bringt, hier wären die Erfahrungen der anderen Freaks gefragt. Ich bekomme in der Regel nur mehr Linien, wenn ich den Resonator neu justiere. Auch ändert sich nach 1 Stunde Betrieb i.d.R. nichts mehr an den elektrischen Parametern, wie Brennspannung, Röhrenstrom, oder Kathodenspannung/Strom.
Ich bleibe bei meiner persönlichen Meinung, eine fertige Röhre lässt sich auch durch abbrennen nicht wiederbeleben.
...
Re: ALC60 überdruck wegbrennen?
Verfasst: Mi 08 Mai, 2013 12:22 pm
von medusa
Kehren wir doch mal zurück zum Thema...
@dexter:
Folgende Behandlung wurde von Steve Roberts (von dessen Meinung ich wegen seiner langen Erfahrung viel halte) für einen ILT 5490 empfohlen. Die ALC60-Röhre ist nicht so unterschiedlich aufgebaut.
Laß das Teil für mindestens 24 Stunden ununterbrochen bei Idle-Strom laufen (so etwa 6A). Danach Spiegel tweaken und mit dem Prisma anschauen, wie die Verteilung Der Leistung auf die Linien ist. Wenn 514nm heller als die blauen Linien ist, ist die Röhre noch gut. Gibt's nur Blau, ist sie Schrott.
Ich habe das bei meinem ersten 5490 erfolgreich so gemacht und danach 15% mehr Leistung gehabt. Die Brennspannung bezogen auf 10A ging von 111V auf 109V runter.
ILT und ALC Röhren haben beide einen Getter in der Kathodenglocke, der wie eine Ziehharmonika aussieht und von einem der Kathodenpins auf das Metall läuft. Dieser Getter funktioniert am besten bei der leichten Erwärmung bei Idle-Betrieb und reinigt das Gas. Betrieb bei Full Power oder langes Lagern lassen die Verunreinigungen langsam wieder frei.
Es wird bei allen diesen Lasern deshalb auch empfohlen, nach Betrieb bei hoher Leistung den Laser vor dem Abschalten mindestens eine halbe Stunde bei Idle-Strom laufen zu lassen, nicht nur wegen der geringeren Wärmespannungen, sondern auch wegen der Gasreinigung.
@alle:
Verunreinigung kommt bei alten Röhren oft durch Wasserstoff, der beim Schweißen der Nickel-Endglocken Im H2-Ofen in das Metall eindringt. Modernere Röhren haben das Problem vielleicht nicht mehr. Wasserstoff treibt die Brennspannung stark nach oben und macht garstige Dinge mit der Kathode. Das könnte eine Erklärung für meine schlappste ALC60X sein: brennt bei 114V (gemeinhin ein Zeichen für hohen Druck), macht aber nur noch die blauen Linien (eigentlich ein Zeichen für niedrigen Druck).
~medusa.
Re: ALC60 überdruck wegbrennen?
Verfasst: Mi 08 Mai, 2013 4:57 pm
von mojo_1234
Nach meinen bisherigen Erfahrungen mit den kleinen ALC60x Röhren kann ich die Beobachtungen/Aussagen von Medusa bestätigen. Als ich meine zweite ALC60x Röhre bekommen hatte stand diese ca. 4 Jahre unbenutzt im Keller. Anfangs war es nicht leicht die Röhre zu starten (ca. 10 "Ticks") und Röhrenspannung direkt an den Klemmen gemessen war Anfangs bei 119V @10A. Nach einigen Stunden Betrieb bei ca. 8A sank die Spannung auf den heutigen Wert von ca. 110V @10A. Ungefähr der Wert den alle meine ALC60x Röhren haben (+/- 1V).
Zumindest hat sich etwas an der Gasfüllung getan - was auch immer...
Grüße,
-mo-
Re: ALC60 überdruck wegbrennen?
Verfasst: Mi 08 Mai, 2013 8:42 pm
von kilovolt
Druckänderungen sind auf jeden Fall möglich. In den Metallteilen der Röhre sind immer unerwünschte Reststoffe gebunden, die mit der Zeit ausgasen können, was den Druck der Röhre erhöht (Sauerstoff, Wasserstoff und andere Gase). Ich denke mal, das Wort "Überdruck" meint nur einen leicht erhöhten Absolutdruck in der Röhre, was natürlich gegenüber der Aussenwelt immer noch stark im Vakuumbereich liegt. Diese Druckschwankungen sind äusserst gering, nur dürfte eben die Röhre auch schon auf sehr geringe Druckänderungen mit veränderter Brennspannung und vorallem mit verändertem Zündverhalten reagieren.
Mein ALC-60X reagiert übrigens empfindlich auf längeres nicht-betreiben. Ich hatte ihn ein halbes Jahr lang nicht mehr in Betrieb und konnte die Röhre danach fast nicht mehr zum Zünden bewegen. Offenbar sieht das aber nicht mit jedem Ionenlaser genau gleich aus, denn beispielsweise die beiden Uniphase Argonlaser 2201, die ich noch habe, zünden meist auch nach längerem Stillstand noch relativ problemlos.
Die Brennspannung meines ALC-60X liegt bereits mit 9A schon auf knapp über 120V, was definitiv viel zu hoch ist, dafür kommen alle neun Linien. Wenn ich den Röhrenstrom noch weiter erhöhe, verlöscht die Röhre und muss erneut gezündet werden (was aber mit heisser Röhre besser gelingt als mit kalter). Wahrscheinlich werde ich den Laser auch mal längere Zeit am Stück betreiben. Die Brennspannung sinkt wirklich messbar nach längerem Betrieb, allerdings passiert dies nach meinen bescheidenen Erfahrungen eher bei hohen Strömen. Niedrige Ströme haben bei meinem Laser nicht so viel bewirkt (allerdings habe ich ihn auch nie länger als etwa drei Stunden am Stück betrieben.
Gruss kilovolt
Re: ALC60 überdruck wegbrennen?
Verfasst: Mi 15 Mai, 2013 10:38 pm
von dexter
Hallo Leute.
Vielen Dank für eure Antworten. Ich denke ich habe jetzt ein besseres Verständnis dafür was in der Röhre eigentlich passiert. Ich habe Mal meine Spannungen gemessen und ich denke ich werde so wie bis her den Laser von Zeit zu Zeit betreiben und die Werte beobachten.
Wie gesagt der Laser funktioniert ja einwandfrei und besonders hoch scheinen meine Spannungen ja verglichen mit anderen Röhren nicht zu sein.
Bis dann.
Philipp
Re: ALC60 überdruck wegbrennen?
Verfasst: Mi 15 Mai, 2013 10:50 pm
von fesix
Dann zeig ich hier auch mal eines meiner Diagramme
Man sieht also dass sich in einer Stunde quasi nicht wirklich etwas ändert in eine bestimmte Richtung.
Re: ALC60 überdruck wegbrennen?
Verfasst: Do 16 Mai, 2013 7:44 pm
von medusa
Hallo fesix,
na eine Stunde bringt da auch nicht wirklich was. Bei den Experimenten mit meinem langen roten Krypton-909 habe ich den Eindruck gewonnen, daß die kurzen Betriebszeiten, bis er ausging, die Sache eher schlimmer gemacht haben.
Ist auch plausibel, denn eine Ionenröhre braucht bei konstantem Strom nach dem Einschalten über den Daumen so eine halbe Stunde, bis sie im thermischen Gleichgewicht mit der Umgebung ist. Solange treibt die steigende Temperatur Gas aus den Wänden raus, und der Ionenstrom hämmert Gas wieder rein. Beobachten können wir nur die Summe, und die könnte je nach Mondphase und Jahreszeit steigen, fallen oder abwechselnd beides, das hängt einfach von zuvielen Faktoren ab.
~medusa.