Leicht OT: Wer hat auch so angefangen?
Verfasst: So 28 Mär, 2004 7:21 pm
Wer hat auch so angefangen?
Es begab sich zu der Zeit, als Männer noch Männer und kleine Jungs eben kleine Jungs waren. Ganz Gallien war damals noch besetzt - Ganz? Naja, aber das steht in einer anderen Geschichte... Wie dem auch sei, zu jener Zeit, man schrieb das Jahr 87 oder 88 des letzten jahrhunderts des vorigen Jahrtausends (genaueres ließe sich nur durch die Radiocarbonmethode ermitteln), kaufte sich ein Jüngling von wenigen Lenzen einen Laser, HeNe, 1 mW (aber Leistungsangaben waren bei Privatanwendern damals noch unüblich) - zu einem für seine damaligen Verhältnisse utopischen Preis von 200 DM (DM=Deutsche Mark=Währung aus dem Alten Deutschland) inklusive eines Netzteils. Ein Plastikgehäuse wurde ebenfalls dazugekauft, und ab nach Hause ging es, wo man merkte, dass das Netzteil nicht in das Gehäuse passte... Aber ritsche-ratsche gar nicht träge, ritsche-ratsche mit der Säge, wurde nun das Netzeteil, passend für das Plastikteil. Diodenlaser kannte man damals zwar in der Industrie schon, aber diese strahlten noch in nicht sichtbaren Bereichen in den CD-Playern, die als neue Technik sichtlich erfolgreich versuchten, den sogenannten Casettenrekordern deren hohen Marktanteile wegzuschnappen, aber darauf werde ich später noch zu sprechen noch kommen.
Dieser Jüngling, der in seiner noch früheren Frühzeit durch eine frühe Form der Laserunterhaltung (mit Ar-Ions) auf einem Rathaus der Stadt Essen hoffnungslos mit dem Laservirus infiziert wurde, dachte nun ebenfalls an eine imposante Lasershow, mit der er seine Freunden und insbesondere sich selbst beeindrucken könnte. So bastelte er sich denn auch sein erstes Brett (neudeutsch "Bank"), dass mit Spiegeln von C*nrad und Relais von verschiedenen Quellen geschaltet wurde. Man beachte, zu dieser Zeit war das Wort "Internet" in der weitem Breite der Deutschländer noch unbekannt, und die wenigen verfügbaren Computer massen Ihre Geschwindigkeit noch in MHz (und das in wenigen). Gegoogelt wurde nicht, höchstens beim Lachen, dass dann mit "sich Googlen vor Lachen" übersetzt wurde. Informationen besorgte man sich daher gemeinhin aus Bibliotheken (=Häuser mit vielen Büchern; Bücher=alte Form der Datenspeicherung, allg. nur als ROM verwirklicht), und zu dem Thema Laserbanken gab es nicht viel zu lesen (Lesen=Form der Informationaufnahme, wurde durch das sog. "Hören" (!=verstehen, s.dort) ersetzt, s.a. "Hörbücher" etc...).
Nicht frustriert, sondern engagiert, machte sich der Jüngling daran, sich selber Ideen zu seiner Bank zu machen, und hatte schließlich ein durchaus ansprechendes Werk mit 7 Strahlschaltern, 3 Lissajous-Motoren (denen man mit Fingerfertigkeit Dreiecke, Vierecke und andere Polygone entlocken konnte) und einen Tunnelgenerator. Natürlich hieß das früher alles anderes, aber die Begriffe sind in Zeit und Raum verloren gegangen... Aluminium gab es seinerzeit zwar schon, aber keiner wäre auf die Idee gekommen, so etwas als Basis zu verwenden, schließlich konnte man sich als Student gerade noch das Holzbrett unter den Spiegeln leisten. Aber die Bank werkelte! Nun, von diesem "Prototypen" gibt es leider keine Zeugnisse mehr, wohl aber von dem Steuergerät, welches damals verwendet wurde: Hier setzte der Jüngling seine gesamte Ingenieursleistung ein, und mit recht bescheidenen Mitteln (vier Potis, ein paar Meter Kabel, ein paar Dioden, Schaltern und Kondensatoren) baute er sich eine manuelle Fernsteuerung. Ich erwähnte bereits, das diese analogen Datenaufzeichnungsgeräte namens Casettenrekorder (hauptsächlich für Sprachdaten, aber ab und an auch als ->"Datasette" für Computerdaten verwendet) noch der CD Konkurrenz machten. Fast jeder Jüngling oder jedes Mädchen besaß einen, und der Jüngling griff nun äußerst rabiat zu dem seinen und baute es zur Fernsteuerung um. Zwei Casettenrekorder"Tastaturen" wurden zum Tasterschalten der Spiegel und zur Vollastschaltung der Motoren eingebaut, desweiteren kamen Kippschalter zum fixieren der Spiegelstellung zum Einsatz. In dieser Zeit bekam er auch seinen Zweitnahmen "Mr. Heißkleber". Die hellen Tasten sind übrigens mit Leuchtfarbe bestrichen... Ich denke, die angefügten Bilder sprechen für sich und bedürfen keines weiteren Kommentars - Man vergebe mir einfach meine Jungendsünden...


Man beachte die Kontakte aus M3-Schrauben
.. oder diese "Kontaktschalter"...
Lediglich das Problem der doch geringen Leistung schien nun der eindrucksvollen Beamshow entgegenzusprechen, und nur Lissajous auf Leinwände - nein, wie langweilig... Also mußte Nebel her. Nebelmaschinen gab es ebenfalls beim o.g. Versandhandel, aber wer konnte sich die zu diesen utopischen Preisen leisten? Da der Jüngling aber,
Hatte nun, ach! Philosophie,
Juristerei und Medizin,
Und leider auch Theologie!
Durchaus studiert mit heißem Bemühn.
Da stand er nun, der armer Tor!
Und war doch klüger als zuvor...
Denn er erinnerte sich an das Gelernte, das er sich währen seines noch andauernden Alchemie- äh, Chemiestudiums bereits angeeignet hatte: Salzsäuredämpfe und Ammoniakschwaden ergeben - na, wer weiß es? - richtig: Salmiak (für's nächste Pilawa-Labern: 1 Mio gewonnen!!!). Letzteres wurde früher noch zu ebensolchen Pastillen gedreht (->"Pillendreher") und u.a. gegen Katharre der oberen Atemwege eingesetzt. Also war ein Einsatz zu hause sicherlich nicht schädlich... Gesagt, getan, einige Milliliter der konzentrierten (und sehr wohl gefährlichen, weil höchst ätzenden!!) Flüssigkeiten geholt, in Plastikbecher mit Schraubverschlüssen und kurzen Schläuchen gekippt, und schon konnte man Nebel in Hülle und Fülle herstellen (Für Interessierte: Salmiak ist ein Festkörper, der sich aus den Dämpfen der Salzsäure (=HCl in Wasser) und des Ammoniakwassers (=Ammoniak in Wasser) in ultrakleinen NH4CL-Kristallen niederschlägt -> vergleichbar mit der Partikelgröße des Nebels eines Neblers (!= Nebelmaschine)). Man beachte, dass einige Teppichböden nicht resistent gegen konzentrierte Salzsäure sind, und Eltern gemeinhin keine Vorbeugung gegen Katharre wünschen...
Nun waren alle Probleme für den heimischen Keller aus dem Wege geräumt, und Laserhow auf Lasershow wurde den flinken Fingern entlockt. Passende Musik gab es damals zu Hauf, als da gewesen wären Jean-Michelle Jarre, Jean-Michelle Jarre und Jean-Michelle Jarre - erwähnte ich bereits Jean-Michelle Jarre? Wieauchimmer, die Liste war lang, und Gelegenheit gab es häufig.
Der Sicherheit wurde immer ein Auge gewidmet und keines riskiert. Schon früh wurde eine "Schutzbrille" aus zwei Anaglyphenbrillen gezaubert, mit zwei grünen Gläsern zum Blocken des ach so starken Strahls. Außerdem wurde die Show immer so angebracht, daß der Strahl über das Publikum hinwegging (außer im heimischen Keller), und das, ohne dass man Einsicht in die heute allseits bekannten und ausliegenden Sicherheitsrichtlinien nehmen konnte... Eine Einsicht, die heute wohl einigen fehlt (s. parallele Threads über eBay-Showangebote)...

Irgendwann aber, der Jüngling fröhnte gerade leidenschaftlich des Studiums, seiner Computerei (Programmieren mit dem Atari ST=altertümlicher Rechenknecht mit Handkurbel und Pedalen, direkt aus eine Spielekonsole abgeleitet) und natürlich der Laserei, veränderte sich unter dem Einfluß liebreizender Schönheiten sein Lebenswandel, und alles ging den Bach - nene, soll heißen, und alles änderte sich im Leben, wie nun mal das Leben ist... Und wenn der Jüngling nicht gestorben ist, dann lasert er vielleicht noch heute ab und an...
Ja, und das alles erzähle ich Euch, weil ich beim Aufräumen auf dem Speicher meine Vergangenheit in Form des Steuergeräts wiedergefunden habe... Ich hoffe, Es hat Euch nicht zu sehr gelangweilt, und wer weiß, vielleicht erkannte sich ja der eine oder andere wieder...
Grüßle
Christoph
Es begab sich zu der Zeit, als Männer noch Männer und kleine Jungs eben kleine Jungs waren. Ganz Gallien war damals noch besetzt - Ganz? Naja, aber das steht in einer anderen Geschichte... Wie dem auch sei, zu jener Zeit, man schrieb das Jahr 87 oder 88 des letzten jahrhunderts des vorigen Jahrtausends (genaueres ließe sich nur durch die Radiocarbonmethode ermitteln), kaufte sich ein Jüngling von wenigen Lenzen einen Laser, HeNe, 1 mW (aber Leistungsangaben waren bei Privatanwendern damals noch unüblich) - zu einem für seine damaligen Verhältnisse utopischen Preis von 200 DM (DM=Deutsche Mark=Währung aus dem Alten Deutschland) inklusive eines Netzteils. Ein Plastikgehäuse wurde ebenfalls dazugekauft, und ab nach Hause ging es, wo man merkte, dass das Netzteil nicht in das Gehäuse passte... Aber ritsche-ratsche gar nicht träge, ritsche-ratsche mit der Säge, wurde nun das Netzeteil, passend für das Plastikteil. Diodenlaser kannte man damals zwar in der Industrie schon, aber diese strahlten noch in nicht sichtbaren Bereichen in den CD-Playern, die als neue Technik sichtlich erfolgreich versuchten, den sogenannten Casettenrekordern deren hohen Marktanteile wegzuschnappen, aber darauf werde ich später noch zu sprechen noch kommen.
Dieser Jüngling, der in seiner noch früheren Frühzeit durch eine frühe Form der Laserunterhaltung (mit Ar-Ions) auf einem Rathaus der Stadt Essen hoffnungslos mit dem Laservirus infiziert wurde, dachte nun ebenfalls an eine imposante Lasershow, mit der er seine Freunden und insbesondere sich selbst beeindrucken könnte. So bastelte er sich denn auch sein erstes Brett (neudeutsch "Bank"), dass mit Spiegeln von C*nrad und Relais von verschiedenen Quellen geschaltet wurde. Man beachte, zu dieser Zeit war das Wort "Internet" in der weitem Breite der Deutschländer noch unbekannt, und die wenigen verfügbaren Computer massen Ihre Geschwindigkeit noch in MHz (und das in wenigen). Gegoogelt wurde nicht, höchstens beim Lachen, dass dann mit "sich Googlen vor Lachen" übersetzt wurde. Informationen besorgte man sich daher gemeinhin aus Bibliotheken (=Häuser mit vielen Büchern; Bücher=alte Form der Datenspeicherung, allg. nur als ROM verwirklicht), und zu dem Thema Laserbanken gab es nicht viel zu lesen (Lesen=Form der Informationaufnahme, wurde durch das sog. "Hören" (!=verstehen, s.dort) ersetzt, s.a. "Hörbücher" etc...).
Nicht frustriert, sondern engagiert, machte sich der Jüngling daran, sich selber Ideen zu seiner Bank zu machen, und hatte schließlich ein durchaus ansprechendes Werk mit 7 Strahlschaltern, 3 Lissajous-Motoren (denen man mit Fingerfertigkeit Dreiecke, Vierecke und andere Polygone entlocken konnte) und einen Tunnelgenerator. Natürlich hieß das früher alles anderes, aber die Begriffe sind in Zeit und Raum verloren gegangen... Aluminium gab es seinerzeit zwar schon, aber keiner wäre auf die Idee gekommen, so etwas als Basis zu verwenden, schließlich konnte man sich als Student gerade noch das Holzbrett unter den Spiegeln leisten. Aber die Bank werkelte! Nun, von diesem "Prototypen" gibt es leider keine Zeugnisse mehr, wohl aber von dem Steuergerät, welches damals verwendet wurde: Hier setzte der Jüngling seine gesamte Ingenieursleistung ein, und mit recht bescheidenen Mitteln (vier Potis, ein paar Meter Kabel, ein paar Dioden, Schaltern und Kondensatoren) baute er sich eine manuelle Fernsteuerung. Ich erwähnte bereits, das diese analogen Datenaufzeichnungsgeräte namens Casettenrekorder (hauptsächlich für Sprachdaten, aber ab und an auch als ->"Datasette" für Computerdaten verwendet) noch der CD Konkurrenz machten. Fast jeder Jüngling oder jedes Mädchen besaß einen, und der Jüngling griff nun äußerst rabiat zu dem seinen und baute es zur Fernsteuerung um. Zwei Casettenrekorder"Tastaturen" wurden zum Tasterschalten der Spiegel und zur Vollastschaltung der Motoren eingebaut, desweiteren kamen Kippschalter zum fixieren der Spiegelstellung zum Einsatz. In dieser Zeit bekam er auch seinen Zweitnahmen "Mr. Heißkleber". Die hellen Tasten sind übrigens mit Leuchtfarbe bestrichen... Ich denke, die angefügten Bilder sprechen für sich und bedürfen keines weiteren Kommentars - Man vergebe mir einfach meine Jungendsünden...



Lediglich das Problem der doch geringen Leistung schien nun der eindrucksvollen Beamshow entgegenzusprechen, und nur Lissajous auf Leinwände - nein, wie langweilig... Also mußte Nebel her. Nebelmaschinen gab es ebenfalls beim o.g. Versandhandel, aber wer konnte sich die zu diesen utopischen Preisen leisten? Da der Jüngling aber,
Hatte nun, ach! Philosophie,
Juristerei und Medizin,
Und leider auch Theologie!
Durchaus studiert mit heißem Bemühn.
Da stand er nun, der armer Tor!
Und war doch klüger als zuvor...
Denn er erinnerte sich an das Gelernte, das er sich währen seines noch andauernden Alchemie- äh, Chemiestudiums bereits angeeignet hatte: Salzsäuredämpfe und Ammoniakschwaden ergeben - na, wer weiß es? - richtig: Salmiak (für's nächste Pilawa-Labern: 1 Mio gewonnen!!!). Letzteres wurde früher noch zu ebensolchen Pastillen gedreht (->"Pillendreher") und u.a. gegen Katharre der oberen Atemwege eingesetzt. Also war ein Einsatz zu hause sicherlich nicht schädlich... Gesagt, getan, einige Milliliter der konzentrierten (und sehr wohl gefährlichen, weil höchst ätzenden!!) Flüssigkeiten geholt, in Plastikbecher mit Schraubverschlüssen und kurzen Schläuchen gekippt, und schon konnte man Nebel in Hülle und Fülle herstellen (Für Interessierte: Salmiak ist ein Festkörper, der sich aus den Dämpfen der Salzsäure (=HCl in Wasser) und des Ammoniakwassers (=Ammoniak in Wasser) in ultrakleinen NH4CL-Kristallen niederschlägt -> vergleichbar mit der Partikelgröße des Nebels eines Neblers (!= Nebelmaschine)). Man beachte, dass einige Teppichböden nicht resistent gegen konzentrierte Salzsäure sind, und Eltern gemeinhin keine Vorbeugung gegen Katharre wünschen...
Nun waren alle Probleme für den heimischen Keller aus dem Wege geräumt, und Laserhow auf Lasershow wurde den flinken Fingern entlockt. Passende Musik gab es damals zu Hauf, als da gewesen wären Jean-Michelle Jarre, Jean-Michelle Jarre und Jean-Michelle Jarre - erwähnte ich bereits Jean-Michelle Jarre? Wieauchimmer, die Liste war lang, und Gelegenheit gab es häufig.
Der Sicherheit wurde immer ein Auge gewidmet und keines riskiert. Schon früh wurde eine "Schutzbrille" aus zwei Anaglyphenbrillen gezaubert, mit zwei grünen Gläsern zum Blocken des ach so starken Strahls. Außerdem wurde die Show immer so angebracht, daß der Strahl über das Publikum hinwegging (außer im heimischen Keller), und das, ohne dass man Einsicht in die heute allseits bekannten und ausliegenden Sicherheitsrichtlinien nehmen konnte... Eine Einsicht, die heute wohl einigen fehlt (s. parallele Threads über eBay-Showangebote)...
Irgendwann aber, der Jüngling fröhnte gerade leidenschaftlich des Studiums, seiner Computerei (Programmieren mit dem Atari ST=altertümlicher Rechenknecht mit Handkurbel und Pedalen, direkt aus eine Spielekonsole abgeleitet) und natürlich der Laserei, veränderte sich unter dem Einfluß liebreizender Schönheiten sein Lebenswandel, und alles ging den Bach - nene, soll heißen, und alles änderte sich im Leben, wie nun mal das Leben ist... Und wenn der Jüngling nicht gestorben ist, dann lasert er vielleicht noch heute ab und an...
Ja, und das alles erzähle ich Euch, weil ich beim Aufräumen auf dem Speicher meine Vergangenheit in Form des Steuergeräts wiedergefunden habe... Ich hoffe, Es hat Euch nicht zu sehr gelangweilt, und wer weiß, vielleicht erkannte sich ja der eine oder andere wieder...
Grüßle
Christoph