Ich versuch mal in einem Aufwasch zu antworten:
von charlesrainier » Fr 19 Okt, 2012 10:07 am
"An alle Holografen, wie sieht es jetzt mit den Photopolymeren aus, gibt es da neue, frei verfügbare Materialien?"
Bei uns (
http://www.polygrama.com) gibt es noch immer die bereits früher herausgebrachten "SM"-Photopolymere.
Hingegen ist unser neuestes Material, DAROL, welches nahe an die Qualitäten von DCG heranreicht, momentan nicht erhältlich. Im Moment ist noch unklar, ob und wann es wieder in den freien Verkauf gelangen wird.
Von Bayer gibts die BAYFOL-Filme. Ich weiss jetzt aber nicht, ob die bereits kommerziell erhältich sind, aber vielleicht kriegst Du noch immer Gratis-Musterfilme.
"Kann man auch selber Photopolymere herstellen?"
Ja, das kann man - ist auch gar nicht so schwierig. Das Hauptproblem liegt wohl eher darin, die Rohbestandteile (Monomere und Initiatoren) zu beschaffen.
Beitragvon floh » Fr 19 Okt, 2012 11:30 pm
"Ich hatte mal ein paar Samples auf das hier versucht:
http://www.polygrama.com/Index.htm
Der Erfolg war eher mässig da der Prozess etwas ungewohnt und das Material knapp war. Und das Zeugs braucht relativ viel Licht, 5 – 30 mJ/cm² wird angegeben. Das heisst starker Laser oder lange Belichtungszeit."
Das ist noch immer so in etwa, leider. Es ist nicht ganz einfach, die Lichtempfindlichkeit weiter zu steigern.
von VDX » So 21 Okt, 2012 7:58 am
"... hat schonmal jemand was mit UV-härtenden Polymeren und Holographie versucht?"
Du meinst z.B. mit UV-härtenden Klebern? Ja, das habe ich einige Male schon ausprobiert. Bei den Klebern, die ich zur Verfügung hatte (verschiedene Typen von Loctite), lag das Hauptproblem, darin, dass höhere Raumfrequenzen in der Regel nicht mehr aufgezeichnet wurden. D.h. ich konnte damit nur Transmissions- und keine Reflexionshologramme aufnehmen.
Hier gibts übrigens ein Paper, welches die Verwendung eines Norlandklebers beschreibt:
http://144.206.159.178/ft/807/72962/1248047.pdf
Die Lichtempfindlichkeit ist allerdings nicht unbedingt sensationell.
von ulihuber » Do 25 Okt, 2012 6:27 am
"UV-härtenden Polymeren und Holographie
Da sehe ich ein paar Hürden
- Wellenlänge. Was bringt ein nur in UV rekonstruierbares Hologramm, technische Anwendung ausgenommen. UV Polymer kann man ja auch nicht quellen."
Doch, doch, da gibt/gäbe es schon Möglichkeiten.
Die Gruppe bei welcher Jeff Blyth massgeblich mitwirkte, SMARTHOLOGRAMS (
http://www.smartholograms.com/), produzierte u.a. Photopolymere, die bei 355nm aufgenommen wurden. Wurden diese Hologramme dann mit Wasser, bzw. diversen Wasserlösungen in Kontakt gebracht, verschob sich die Rekonstruktions-Wellenlänge in den sichtbaren Spektralbereich. Diese Eigenschaft diente dazu, holographische Sensoren für bestimmte chemische Verbindungen (etwa im medizinischen Bereich, um den Blutzuckerspiegel usw. zu "messen") zu sensibilisieren.
Hier ist ein Link zu einer Präsentation von Blyth 2009 an einer ISDH-Konferenz in Shenzen:
http://river-valley.tv/pva-photopolymer ... olography/
Die dabei verwendeten Chemikalien sind nicht überaus giftig. Wahrscheinlich liessen sie sich auch mit meiner Gelatinemischung ("MSG" = monomer sensitized gelatin) kombinieren, mit der ich in letzter Zeit herumexperimentiert habe. Übrigens lassen sich solche Schichten recht einfach panchromatisch sensibilieren. Die Verarbeitung nach der holographischen Belichtung verläuft analog zu der von DCG - und das Ergebnis sieht auch genauso aus.
"- Kohärenzlänge. Da wird eine UV Laserdiode nicht gut aussehen"
Denke ich auch. Ich warte auch noch immer auf eine Bluray-Diode (405nm) mit moderater Kohärenzlänge.
Für UV-Belichtungen verwendeten die Leute bei SMARTHOLOGRAMS einen gepulsten DPSS-Laser.
"- Grundprinzip. Man wird damit wohl kaum ein Phasenhologramm erzeugen können, das würde ja im flüssigen Polymer 'schwimmen'."
In der Regel sind alle (na ja, wenn man wollte, könnte man wohl mit gewissen Zusätzen auch Amplitudenhologramme machen) Hologramme, die auf Photopolymer-Material aufgenommen wurden, Phasenhologramme.
Die Photopolymere brauchen übrigens nicht unbedingt total flüssig zu sein.
Häufig werden den Monomeren diverse Matrixmaterialien (sogenannte "binder") beigefügt. Klassisch bei den wasserhaltigen Photopolymeren ist dabei etwa die Verwendung von PVA (Polyvinylalkohol) zusammen mit Acrylamid und anderen Monomeren.
"- Energie. Die nötige Leistung im Objektstarhl dürfte schwierig werden."
Grundsätzlich ist die mangelnde Lichtempfindlichkeit wohl ein Schwachpunkt der meisten Photopolymersysteme. Die Mischungen mit der grössten Lichtempfindlichkeit, mit denen ich Erfahrungen sammeln konnte, waren einige spezielle Eisensalz-Mischungen (in der Folge von "FEG", siehe
http://holoforum.org/oldforum/viewtopic.php?f=2&t=6553), die bei 405nm bloss um die 0.5mJ/cm2 benötigten. Damit liessen sich prinzipiell auch grossformatige Displayhologramme herstellen - vorausgesetzt, man hätte einen 405nm Laser mit guter Kohärenzlänge - wo gibts solche Laser zu einem anständigen Preis?