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Pflege von Gaslasern

Verfasst: Fr 13 Nov, 2015 9:18 am
von kilovolt
Liebe Freunde der Gaslaternen ;-)

Sicher gibt es hier noch einige unter Euch, die schöne alte Gaslaser besitzen, so wie ich. Hand auf's Herz: Lasst Ihr Eure Geräte jeden Monat laufen? Falls ja, macht Ihr das auch mit HeNes? Bei mir ist es so, dass ich meine Laser schon seit Jahren nicht mehr angeworfen habe. Eigentlich müsste ich sie konsequenterweise veräussern, aber an den Argons und den spezielleren HeNes (grün und gelb) hänge ich nach wie vor. Interessanterweise scheint die Lagerung bei den HeNes und den beiden Uniphase 2201 mit fest verklebten Spiegeln gar nicht so problematisch zu sein, jedenfalls war der Start bei diesen kein Problem. Der ALC-60X hingegen scheint durch das rumsitzen wirklich zu leiden. Dies äussert sich sowohl in gröberen Startproblemen, als auch in der Brennspannung, die letztes Mal bereits bei verhältnismässig tiefen Strömen hübsche Phantasiewerte erreichte :roll: Wie handhabt Ihr die Problematik? Sitzen Eure Laser auch längere Ziet rum und falls ja, habt Ihr Probleme festgestellt? Schadet es einem HeNe wirklich, wenn er nicht läuft, oder ist das nur bei den Ionenlasern problematisch? und noch was: Mit diversen Hacks bringt man ja in der Regel so gut wie jeden Argon wieder zum Zünden und die hohe Brennspannung lässt sich theoretisch runterbrennen. Gibt es eigentlich noch andere negative Effekte durch die Lagerung?

Eure Erfahrungsberichte würden mich interessieren!

Beste Grüsse
kilovolt

Re: Pflege von Gaslasern

Verfasst: Fr 13 Nov, 2015 3:45 pm
von medusa
Hallo Kilovolt,

da Du hier ein seltener Gast bist, raffe ich mich mal auf und antworte, einfach weil ich mich drüber freue. :)

Ich habe mir eigentlich auferlegt, meine Laser wenigstens alle drei Monate mindestens einmal laufen zu lassen, da wird aber meist nix draus. Die Laser stecken das unterschiedlich gut weg, ich liste hier mal auf:

Luftgekühlte Argon + ArKr:
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Lasos LGR 7812-Röhren: kein Problem.
ALC60X und 60B: sind noch frischere Austauschröhren, die hoch brennen, sonst kein Problem.
ILT 5470 und 5490: Zickenterror. Die brauchen inzwischen ziemlich viele Pulse, bis sie starten, noch tun sie aber. Je länger vernachlässigt, desto mehr Pulse. Ab und zu brenne ich sie mal ein paar Stunden, wenn's zu heftig wird.
Omni 643: (da ist auch Dein alter dabei) kein Problem.

Wassergekühlt Ar + Kr:
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ALC 909 Z + D: kein Problem. Der Kr-909 D brennt absurd hoch, zündet aber gut und läuft.
SP 168: der zündet aufgrund seiner Konstruktion eh nur mit dem "Defibrillator", das aber auf den ersten Puls.
I60MA: kein Problem.

HeNe:
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in der Regel keine Probleme. Ein grüner HeNe und der lange Siemens lassen etwas nach, wenn sie übers Jahr vernachlässigt werden, ein paar Stunden Lauf biegen das aber wieder hin.

HeCd:
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der Omni HeCd ist wegen des bekannten He-Problems schwach auf der Brust, lasert aber noch. Langes Brennen hat daran leider nichts geändert, scheint aber auch nicht schlimmer zu werden.


Sooo... das von mir.
Mit Gruß, ~Diane.

Re: Pflege von Gaslasern

Verfasst: Fr 13 Nov, 2015 5:46 pm
von fesix
Baue grade mein altes Netzteil von meinen ALC60 neu, aber die zwei Kisten haben schon über zwei Jahre keine Hitze mit ein paar Photonen mehr ins Zimmer gepustet :oops:

Re: Pflege von Gaslasern

Verfasst: Fr 13 Nov, 2015 6:22 pm
von deepblue
Ja und ich ziehe dann mal nach,

Lasse all meine Laser jedes Jahr für ein paar Stunden laufen und im Grunde kann ich das geschriebene von Medusa im großen und ganzen so bestätigen.

Allerdings die ALC60 zicken da auch schon mal rum und zünden hier und da schon mal etwas schlechter und laufen mit sehr hoher Spannung,was mancher hier schon mal für Überdruck hält,es aber keiner ist.Es sind Verunreinigungen wie Wasserstoff oder Dinge die dort ausgasen oder hineindiffundieren und somit die Brennspannung negativ beeinflussen.Nen Paar Stunden laufen lassen und es ist alles wieder beim alten.

Wobei das Zünden solcher Laser für einige hier eher nicht so das Problem ist,liegt in der Tatsache begründet das wir hier den Lasern mit ganz anderen Mitteln zum Zünden zu Leibe rücken.
Wärend hier Besitzer mit Orginalnetzteilen da schon mehr Probleme haben,da auf eine bestimmte Spannung begrenzt.

Gaslaser der I70 Familie,also Star,I70 Spektrum,Skylight,Purelight usw. kannste Jahre in den Keller stellen.Die schließt man an und sie zünden wie am ersten Tag.

Ganz anders sieht es bei Lasern mit Fillsystem aus,die müßen laufen und da reichen ein paar Stunden im Jahr nicht.Man kann Glück haben zb.bei Coherent I90 oder I300 das sie dicht sind,aber 100%ig sind sie das auch nicht.Vor allem von den 305er hört man immer wieder das sie hochlaufen.Coherent Enterprise auch mit Fillsystem,ausser die WL Laser die haben nen Tank,halten zum größten teil.Manche aber sind schon nach einem Jahr im Überdruck und wollen nicht mehr.
Es liegt hier auch viel am Anwendungsfall.Wärend der Discothekenbetreiber oder Veranstalter nichts davon merkt,der Laborant aber schon,weil er den Laser nur alle paar Wochen mal anschmeißt.

Vor allem Spectra Chroma 5 und 10 sind echte Überdruckkandidaten,da kann man fast zuschauen wie sie steigen.10Volt pro Jahr und mehr sind da keine seltenheit.Hatte 3 Stück davon hier und einige vor Kauf besichtigt.Alle waren Sie im Überdruck,einer ist mir geblieben und auch dieser ist schon mit 26Volt im Überdruck.Der Rekord war 56Volt,da kamen bei 30A Röhrenstrom nur noch 110mW raus.
Die Sealed Varianten,also Spectra 2010,2011 oder Spinnaker machen keine Probleme.

ILT kann ich auch so bestätigen.Uniphase bzw JDSU,machen auch keine Probleme.Die alten Siemens brauchen schon mal einen Puls mehr und bei Lasos gehts auch.

Was HeNe Laser angeht die würd ich auf jeden Fall mal regelmäßig laufen lassen.Mein erster Laser war ein Uniphase mit 1mW und neu als ich Ihn 1987 gekauft habe.Lief so zwischendurch immer mal wieder,bis er dann für Jahre im Keller verschwand.Irgenwann mal wieder rausgekramt und nix mehr,Netzteil war ok und hat auch versucht zu zünden,aber nix ging mehr.Vor allem die langen Siemens oder Melles mit 35mW sollten regelmäßig mal für ein paar Stunde laufen.


Gruß
Andre

Re: Pflege von Gaslasern

Verfasst: Fr 13 Nov, 2015 8:04 pm
von deepblue
Nachtrag,

es sind eigendlich drei Dinge die dazu führen das ein Laser nicht mehr zündet.Zum einen ist es der Überdruck welcher ein Zünden verhindert,nämlich weil das Netzteil nur eine bestimmte Spannung zur verfügung stellt.Ist die Brennspannung über oder in der Nähe dieser vom Netzteil zur ferfügung gestellten Spannung so ist ein zünden nicht mehr möglich.Mit externen Mitteln aber schon.Ein Melles bzw.Omnichrom Argon von mir will mit dem Orginalnetzteil partout nicht zünden weil bei 315V schluß ist.Mit meinem Schaltnetzteil welches bis 360V geht aber schon.

Und zum zweiten sind es oft auch die Kathoden die ein sichers Zünden verhindern.Eindringende Fremdgase wie Wasserstoff,Sauerstoff und andere reagieren mit der Oberfläche der Kathode und sie oxidiert.Sie bildet eine Schicht und verhindert so den Ausstoß von Ladungsträgern.

Diese Schicht entsteht übrigens auch wenn man die Kathoden mit zu geriger Spannung betreibt.Wird sie dann wieder mit der richtigen,also höheren Spannung betrieben wird diese abgesprengt und legt sich an Stellen nieder an dem sie noch zusätzlichen Schaden anrichtet,nämlich auf den Brewstern.

Und zu guter letzt das oben beschriebene eindringen von Fremdgasen welche die Brennspannung negativ beeinflussen und dadurch ein sicheres Zünden verhindern.

Ich denke da kann Medusa aber auch noch etwas zu sagen.

Gruß
Andre

Re: Pflege von Gaslasern

Verfasst: Fr 13 Nov, 2015 8:42 pm
von Eu1eOne
was hat den der i70 / Star C als Heizspannung 3V @ 25A ???

Re: Pflege von Gaslasern

Verfasst: Fr 13 Nov, 2015 11:01 pm
von mikesupi
Hi,

kann ich alles soweit bestätigen, die Lexel Ar-Ions (88, 95) laufen auch nach Jahren noch ohne Probs.
Genauso der umbefüllte ALC909/Ar-Kr. Die Coherent I70, Star, Star II laufen ohne murren. Der Spinnaker auch.
Bei den ALC60x und ALC60WL ist das Zünden auch kein Problem, ich musste sie aber mal wieder walken.
Der ALC68 läuft stressfrei, so auch die ALC909 Ar. Coherent OEM-Krypton muss ich noch testen.
Die He-Ne's laufen immer, egal ob Rot, Grün oder Gelb, der große Siemens ebenfalls, hat nur weniger Power, aber da wird walken auch sicher noch etwas bringen, wenn man an der Optik herumdrückt, kommt mehr Leistung.
Die Omnichrome 643er laufen tadellos, der ILT und Omni Argon auch.

Nächste Woche nehme ich mal wieder einen Chroma 5 von Spectra Physics in Betrieb, der lief ein paar Jahre nicht. Tatsachenbericht mit Bildern folgt dann.
deepblue hat geschrieben:Und zum zweiten sind es oft auch die Kathoden die ein sichers Zünden verhindern.Eindringende Fremdgase wie Wasserstoff,Sauerstoff und andere reagieren mit der Oberfläche der Kathode und sie oxidiert.Sie bildet eine Schicht und verhindert so den Ausstoß von Ladungsträgern.

Diese Schicht entsteht übrigens auch wenn man die Kathoden mit zu geriger Spannung betreibt.Wird sie dann wieder mit der richtigen,also höheren Spannung betrieben wird diese abgesprengt und legt sich an Stellen nieder an dem sie noch zusätzlichen Schaden anrichtet,nämlich auf den Brewstern.
Das hatte ich bei den Ar/Kr BioRad ILT Clones, liess sich aber durch kurzes wegglühen (500-1500mS) mit hohem Strom, also >50A an der Kathode rückstandsfrei beheben, danach wieder sofortige Zündung.


Es gibt ja scheinbar doch noch ein paar Gaslaser-Fans.

Was haltet Ihr davon mal ein Gaslaser-only Freaktreffen zu veranstalten. Da die Teile ja ziemlich schwer sind, könnte man das auch virtuell machen, und jeder dokumentiert dann seine Ergebnisse mit einer Fotostrecke :freak:

LG
Mike


...

Re: Pflege von Gaslasern

Verfasst: Sa 14 Nov, 2015 5:32 am
von deepblue
Hallo Mike,

da bin ich mal gespannt was Dein Chroma 5 noch so macht.Würde mich nicht wundern wenn auch dieser sehr hoch im Druck ist.
Die Spectras haben nämlich nur ein Ein-Kammer-Fillsystem,wären Coherent ein Zwei-Kammer-Fillsystem hat.

Hier mal ein paar Bilder von einem meiner Zerlegten Überdruck Chroma 5 also der mit den 54 Volt :wink:
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Und hier mal das Fillsystem in seinen Einzelteilen.Es ist nur ein einfaches Dichtsystem mit einer Gummi Flachdichtung welche mit der Feder,die kleiner als eine Kugelschreiberfeder und nicht mal ganz so stark,gegen die kleine Bohrung gedrückt wird.Lässt über die Jahre die Federkraft nach,so entweicht immer eine kleine Menge Gas in die Röhre und lässt den Druck steigen.
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Gruß
Andre

Re: Pflege von Gaslasern

Verfasst: Sa 14 Nov, 2015 9:34 am
von kilovolt
Wow, das ist ja toll, was da alles an Erfahrungen zurückkommt :shock: Wirklich grandios, danke vielmals!

An einem virtuellen Gaslasertreffen würde ich mich sicher auch bei Gelegenheit beteiligen, aber ich kann nicht versprechen, wie schnell ich die Bilder hätte.

Nochmals ein grosses DANKE für Eure zahlreichen, ausführlichen und wertvollen Antworten! Habe mich sehr über das Echo gefreut, insbesondere auch darüber, dass die Gaslasergemeinde doch noch einige Freaks umfasst mit offenbar teils sehr umfangreichen Sammlungen an schönen und auch speziellen Röhren.

Ein herzlicher Gruss an alle Freaks da draussen :freak:
Ein überwältigter kilovolt

Re: Pflege von Gaslasern

Verfasst: Sa 14 Nov, 2015 1:16 pm
von Eu1eOne
ich habe auch noch nen chroma 5 hier stehen der leif geschätzt auch nicht mehr 2 jahre.
hatte damals schon erheblichen kryptonmangel
ist in dem resevoir eigentlich Mischgas oder reines Krypton wenn von einem weißlichtsystem ausgeht ?

Re: Pflege von Gaslasern

Verfasst: Sa 14 Nov, 2015 7:06 pm
von medusa
Hi Eule,

Krypton brennt im Betrieb von Mischgaslasern schneller ab als Argon, deshalb hatte ein Hersteller, von dem ich gelesen hatte, reines oder fast reines Krypton im Tank. Könnte Coherent gewesen sein, weiß nicht mehr genau.
Ob die anderen das auch so machen, k.A., wäre aber plausibel.

Gruß, ~Diane.

P.S. ich hab nur einen Laser mit Nachfüllventil, das ist der SP168. Der hatte die letzten Male nicht mit Druckanstieg zu kämpfen. Kann aber ein Sonderfall sein, weil er schon arg tief brannte, als ich ihn kriegte, könnte also schon voller Sputterablagerungen sein, die dementsprechend Gas fressen. ~D.