Richtkoppler auf ORWO

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Groi
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Richtkoppler auf ORWO

Beitrag von Groi » So 02 Feb, 2014 5:49 pm

Hallo zusammen,
vor einiger Zeit hat es geweihnachtet und da lag ein Päckchen ORWO HF 65 unter dem Baum.
Ich hatte es mir natürlich gewünscht (und bestellen musste ich es auch selber).
Auf der Suche nach einem Nachfolger für das wunderbare Agfa 8E75 bin ich irgendwann auf
der ORWO-Seite gelandet und soviel ich auch im Netz gesucht habe: es wird wohl von den
Hobbyisten wenig benutzt, es gibt so gut wie keine Erfahrungsberichte damit.
Egal. Ich habe im Spätsommer letzten Jahres einfach mal dort angerufen und nach dem Preis gefragt.
Leider gab es zu der Zeit nur diese riesigen 50x60cm²-Lappen. Das hat sich wohl kurz vor der
Adventszeit geändert, denn ich erhielt eine E-Mail mit folgenden Angaben:

Der HF65 ist z.Z. nur in den Blattformaten
30cm x 40cm (Packungsgröße 5 Blatt),
20,3cm x 25,4cm (Packungsgröße 50 Blatt)
10cm x 13cm (Packungsgröße 25 Blatt oder 5 Blatt)
in begrenzter Zahl vorrätig.

Aha, dachte ich, das ist schon handlicher. Also mal los.

Beim Auspacken in der DuKa bemerkte ich dreierlei:
- Jedes Filmchen ist vom nächsten durch ein Blatt Seidenpapier getrennt!
- Das Material fühlt sich nur etwa halb so dick an wie Agfa.
- Es fehlt der Markierungs-Cut für die Schichtseite.
Also entweder die Lippenprobe machen oder darauf vertrauen, dass die
nach innen gewölbte Seite die Schichtseite ist. (Ist so)

Die ersten Versuche mit meiner bewährten Agfa-Chemie waren voll für den Treteimer.
Eine Belichtungsreihe schien zu zeigen, dass Agfa bis zu 10 mal lichtempfindlicher ist!

Ein Blick auf die beigelegten Verarbeitungshinweise machte mich nachdenklich, denn
Orwo besteht auf die Verwendung von SM-6-Entwickler und PBU-Amidol-Bleiche.
Phenidon-Entwickler sind unter Photographen (die mit der Dunkelkammer, daher mit ph :-)) berüchtigt
als Brutalo-Pusher. Man kann damit die Filmempfindlichkeit auf das 8-fache (3 Blenden!)
erhöhen.

Das gibt's aber nicht bei Orwo, sondern bei Topag oder Geola.
Letztere liefern ein paar Euro billiger, also dort bestellt.

Im HoloWiki findet man einen prima Hinweis, wie man den Entwickler in zwei Teil-Lösungen ansetzt,
die deutlich länger haltbar sind als der komplett angesetzte SM-6, welcher nur ein paar Stunden lebt.
Besonders wenn er mal Silber gerochen hat. Das nennt man wohl autokatalytische Zersetzung.

Achso, noch ein Tipp zum Ansetzen des Entwicklers: Phenidon in Wasser zu lösen ist Strafarbeit.
Entweder muss man ziemlich heißes Wasser nehmen, aber besser ist es, das Phenidon in 2-5cm³
Glycerin oder Ethanol zu lösen und erst dann ins Wasser zu geben. Ethylenglycol geht wohl auch.
Und bitte Vorsicht mit Teil II (enthält NaOH, also Ätznatron). Davon sollte aber auch auf gar keinem
Fall etwas in die Augen geraten! Das gibt unwiederrufliche Hornhauttrübung!

So, Suppen angesetzt, ein kleiner Aufbau und los gings, erstmal mit 25 Sekunden Belichtungszeit.
(achja: ich habe jetzt einen 16 mW HeNe, der Weihnachtsmann war so freundlich)

Und siehe da: es war ein Hologramm zu sehen.
Setup_Richtkoppler.jpg
Das ist der Aufbau mit einem Hilfsstrahl zur zusätzlichen Objektbeleuchtung.

Richtkoppler.jpg
Das Hologramm im Sonnenlicht.
Es lässt sich prima im HeNe-Licht rekonstruieren. (Ja wler, es ist ein HF-Richtkoppler :-))

Den schönen Shift, den ich mit meiner ReHalo-Mischung bei Agfa hinbekommen habe, bekommt man bei
Orwo leider so einfach nicht hin. Mit meiner HCl/H2O2-Bleiche wird das Bild deutlich flauer und der Shift
ist gering. Da muss ich wohl nochmal experimentieren, wenn ich Vorquellen vermeiden möchte.

Mein Fazit für heute:
Das Orwo HF-65 ist ein passabler Ersatz für Agfa 8E75, wenn man die teurere Chemie in Kauf nimmt und die
etwa halbe bis ein Drittel der Lichtempfindlichkeit. Auch ist der Träger deutlich dünner und die Emulsion
in feuchtem Zustand viel kratzempfindlicher als bei Agfa.
Aber Preis/Leistung scheinen zu stimmen und Vorräte scheints auch genug zu geben.

Ich hoffe, die Tipps helfen dem einen oder anderen verzweifelten Agfa-Jünger über den Verbrauch der
letzten überlagerten Filme hinweg.

Demnächst werde ich berichten, wie man mit dem 635nm-Aixiz die Belichtungszeit nochmal ordentlich reduzieren kann.
Viele Grüße

Jörg
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holomann
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Re: Richtkoppler auf ORWO

Beitrag von holomann » So 02 Feb, 2014 6:17 pm

Hallo Jörg,

Glückwunsch zu Deinen Ergebnissen mit ORWO Film...das Hologramm ist Dir recht gut gelungen.
Ich habe mit dem Lith-Entwickler Dokumol recht gute Ergebnisse hinbekommen, wenngleich Dokulith
noch besser gewesen wäre aber kaum noch zu bekommen ist. Allerdings beschränken sich meine
Ergebnisse im Moment noch auf Agfa 8E75 Film.
Nachdem ich gottseidank von meiner alten Parabenzochinon-Bleiche weg bin, gehe ich recht
entspannt mit der chemischen Verarbeitung des Filmmaterials um.
Die Ursachen für ein gutes Hologramm sind genauso vielfältig wie die Ursachen für ein schlechtes.

Alles muss passen, Belichtungszeit, Entwicklungszeit, Bleiche, Lichtverhältnisse, Längenverhältnisse,
Schwingungsfreiheit usw. Die Fehlersuche ist mitunter sehr kompliziert. Besonders wenn man
altes Filmmaterial benutzt und nicht sicher sein kann, ob es überlagert ist und ob, wie in meinem
Fall, die Aufbewahrung des unbelichteten Filmmaterials in der Originalverpackung im kühlen Keller
nicht doch mit zu hoher Luftfeuchtigkeit einhergeht.

Es ist und bleibt spannend mit unserem Hobby.

Mach doch mal eine Aufnahme von Deinem Aufbau bei Raumlicht, so kann man es besser beurteilen.

Gruss
Wolfgang

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Groi
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Re: Richtkoppler auf ORWO

Beitrag von Groi » So 02 Feb, 2014 6:25 pm

Hallihallo,
wer nicht angemeldet ist und die Bilder sehen möchte:

Klickst Du:
Setup_Richtkoppler: http://wittrock-web.de/Holo/Setup_Richtkoppler.jpg
und
Richtkoppler: http://wittrock-web.de/Holo/Richtkoppler.jpg

Viele Grüße

Jörg
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Re: Richtkoppler auf ORWO

Beitrag von Groi » So 02 Feb, 2014 6:36 pm

Hallo Wolfgang holomann,
leider zu spät, der Aufbau ist unlängst einem anderen gewichen,
ich bin da ja noch schwer in der Experimentierphase.

Aber glaub mir: die Lichtstärke der Rekonstruktion läßt gegenüber einem
mit Dokumol entwickeltem Agfa nichts zu wünschen übrig.
(mit Dokumol 1:3 kommst Du in den pH-Bereich von Dokulith)
Bei Agfamaterial scheint sich ein Rehalo-Bleicher für Reflektionshologramme
besonders positiv bemerkbar zu machen. Ich habe mal einen Agfa-Film nach dem
Entwickeln geviertelt und in verschiedenen Prozessen gebleicht.
Dichromatbleiche war ziemlich weit vorne, aber der Rehalobleicher hat noch
ein Tüpfelchen 'draufgesetzt, vor allem wegen des Shifts.

Ja, es bleibt spannend, und es macht Spaß.
Viele Grüße

Jörg
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Re: Richtkoppler auf ORWO

Beitrag von undineSpektrum » So 02 Feb, 2014 8:50 pm

Hallo zusammen,

gibt´s von diesem Hersteller auch Platten....?

@groi :

Auch ein schönes WRH ... mal wieder auf einem Stück Filmstreifen... :) lange nicht mehr gesehen...

Grüße,

Undine

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Re: Richtkoppler auf ORWO

Beitrag von Groi » Mo 03 Feb, 2014 5:41 pm

Hallo Undine!

Ich fürchte, Orwo/Filmotec stellt zur Zeit nur Filme auf diesem dünnen Triacetat-Träger her.
Dafür gibt's die aber auch für grünes Licht.

Ich klemme die Filmschnipsel einfach zwischen 2 Glasplatten, welche im Brewsterwinkel
zum Strahl stehen, das klappt ganz gut. Mit "index matching fluid" zu arbeiten ist mir zu
viel Gematsche.
Es soll sogar Leute geben, die die Filme selber auf alte gereinigte Platten kleben,
das habe ich aber noch nicht gemacht.

Weiterhin viel Glück mit Deinen außergewöhnlichen kohärenten Lichtquellen
wünscht dir

Jörg
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